Meter aus der Steckdose?
Das Meter
ist per Definition die Länge der Strecke, die Licht im Vakuum während der Dauer von (1/299 792 458) Sekunden durchläuft.
Glosse
Mit viel Beachtung und Presse jagt eine Veranstaltung die nächste.
Da war im Herbst 2006, quasi als Vorspeise, die "Lange Nacht der Zeit" in der PTB, im Frühjahr, im ehemaligen Schlosspark, mitten in der Stadt, die Eröffnung der Schloss-Arkaden. Im Mai dann, ohne Quadriga, die Eröffnung des Schlosses selbst.
Die "Science Cubes" wurden auf dem Platz der deutschen Einheit aufgebaut und rund um den Burgplatz startet am 14. Juni "Wissen findet Stadt".
Sie sehen, liebe Leser, Rund um Braunschweig tut sich was.
Kaum beachtet und ungehört ziehen unterdessen Laserstrahlen in einem rund 50 Kilometer langem Glasfaserring rund um Braunschweig ihre Kreise.
Diese Laserstrahlen schickt Dr. H. Schnatz, Leiter der Arbeitsgruppe "Längeneinheit" der PTB, und sein Team auf die Reise. Ziel ihrer Forschungsarbeit ist es, unter anderem optische Uhren über große Strecken, an verschiedenen Standorten, miteinander zu vergleichen.
Damit können z. B. in der Astronomie Radioteleskope synchronisiert werden, oder, da die Laserstrahlen mit einer genau bekannten Wellenlänge arbeiten, wäre auch das "Meter aus der Steckdose" in Zukunft denkbar.
Wenn Sie nun hoffen, bei Ihrer nächsten Renovierung das Meter aus der Steckdose ablesen zu können: Die Wellenlänge liegt bei nahe 1,5 µm (1 µm=1/1000 mm). Während die Laserstrahlen rund um Braunschweig ziehen, werde ich von einer Veranstaltung zu anderen gehen und mir ansehen an was in Braunschweig noch alles geforscht wird.
(gro)
Fakten
Mit Hilfe optischer Uhren lassen sich wesentlich kleinere Unsicherheiten und höhere Stabilitäten bei der Realisierung der Zeiteinheit erreichen als mit Mikrowellennormalen. Diese Tatsache wird in naher Zukunft zu einer Neudefinition der Basiseinheit "Sekunde" führen. Um dieses Potenzial voll auszuschöpfen, ist es erforderlich, auch optische Uhren mit unterschiedlichen optischen Frequenzen und an unterschiedlichen Standorten direkt miteinander vergleichen zu können. Wichtige Hilfsmittel hierfür sind optische Kammgeneratoren[1].
Das in der PTB entwickelte "Transferverfahren" erlaubt einen direkten Vergleich lokaler optischer Normale mittels Frequenzkamm. Unter Umgehung einer Mikrowellenreferenz wurde hierbei eine relative Unsicherheit im Bereich von 10-19 erreicht [2]. Da z. Zt. und auch in Zukunft die besten Normale i. A. nicht in unmittelbarer Nähe zueinander betrieben werden, ist ein phasenverfolgbarer Frequenzvergleich über größere Entfernungen (innerhalb Europas, transatlantisch) mit einer Unsicherheit im Bereich von < 10-15 für viele Fragestellungen in der Metrologie, fundamentalen Physik und Astronomie von großer praktischer Relevanz. Die phasenkohärente Übertragung der Frequenzinformation über größere Entfernungen wird damit zu einem der zentralen Punkte einer Neudefinition der Zeiteinheit.
Da herkömmliche Frequenzvergleiche mit Hilfe von Mikrowellennormalen und Satelliten nicht die erforderliche Genauigkeit und Stabilität erreichen um die überragende Stabilität optischer Uhren zu nutzen, verbleibt als mögliche Alternative für die Durchführung von Vergleichen nur die Nutzung von Glasfasern im Telekommunikationsfenster bei 1,5µm, da hier die kleinsten Übertragungsdämpfungen erreicht werden.
Weltweit werden unterschiedliche optische Übertragungsvarianten, wie z.B. Übertragung einer Mikrowellenreferenz, die per Amplituden- oder Frequenzmodulation auf einen optischen Träger aufmoduliert wird, oder die direkte Übertragung des Frequenzkammspektrums untersucht.
Im Gegensatz dazu wollen wir die optische Frequenz eines schmalbandigen cw-Transferlasers als Träger für die Frequenzinformation des Frequenznormals nutzen. Dazu wird ein cw-Laser mit Hilfe eines Frequenzkammgenerators phasenverfolgbar an das optische Frequenznormal angebunden [3]. Hierfür sind schmalbandige Faserlaser (freilaufende Linienbreite < 10 kHz) mit einer Wellenlänge nahe 1.5 µm besonders geeignet, so dass eine Standardtelekommunikationsfaser mit relativ geringen Dämpfungsverlusten zur Übertragung genutzt werden kann. (gro)
Kontaktinformationen
Name: | Dr. Reg.Dir. Harald Schnatz |
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Institution: | Physikalisch-Technische Bundesanstalt, 4.31 Längeneinheit |
Adresse: |
Bundesallee 100 38116 Braunschweig |
Telefon: | 0531/592-4311 |
WWW: | http://www.ptb.de |
E-Mail: |