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Und täglich grüßt die Wissenschaft
19.06.2007

Im Dialog mit der Materie

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Wo macht sich ein Erreger breit?
Das Immunsystem des menschlichen Körpers ist auf das Bekämpfen eindringender Erreger vorbereitet. Zumindest, wenn sich der Erreger an einer für ihn typischen Gewebeart ansiedelt. Ist der Keim flexibler, ist das Immunsystem oft überfordert, weiß man im Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung in Braunschweig.

Glosse

Meist gut gelaunt, gelegentlich pfeifend, wanderte es früher im Fernsehen seine Linie entlang. Aber wehe, die Linie war plötzlich zu Ende. Lautstark zeternd beschwerte sich das Linienmännchen dann bei seinem Zeichner, der radikal zweidimensional weiterzeichnete, aber gleich eine neue Herausforderung auf die Linie setzte. Mal eine Treppe, mal Wasser, aus dem Fische sprangen, mal ein Fahrrad, auf dem unser Männchen begeistert losradelte..
Erfunden von dem im März diesen Jahres verstorbenen Mailänder Osvaldo Cavaldino zeterte und jubilierte "La Linea" übrigens in temperamentvollem Italienisch und im Dialog der Linie mit ihrem Zeichner entstand ein Laufband aus witzigen Einfällen.
In eine Auseinandersetzung in zweidimensionaler Umgebung gerät auch das menschliche Immunsystem, wenn der Pilz Aspergillus fumigatus durch Einatmen in den Körper gelangt und sich an der Oberfläche der Lungenbläschen festsetzt. Dort kann er leicht von Immunzellen überwältigt werden. Gelingt dem krankheitserregenden Pilz aber die Einnistung in tiefere Gewebeschichten, ist die Immunabwehr des Körpers oft überfordert, fand der Mikrobiologie Matthias Gunzer am Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung in Braunschweig heraus. Auch andere Pilze bevorzugen bestimmte Körperbereiche und werden dort durch erprobte Abwehrsysteme erfolgreich vernichtet. Aber wie lässt sich die Immunabwehr unterstützen, wenn der Krankheitserreger am untypischen Ort zu bekämpfen ist? Das ermitteln Gunzer und sein Team im ständigen Dialog mit der Materie. (ehl)



Fakten

Tückische Optimierung

In der Regel nistet er sich an der Oberfläche der Lungenbläschen ein. Aber in dieser zweidimensionalen Umgebung hat das Immunsystem des menschlichen Körpers leichtes Spiel mit dem krankheitserregenden Pilz Aspergillus fumigatus. Doch was, wenn er in das Bindegewebe der Lunge gelangt? Hier im dreidimensionalen Raum rechnet das Immunsystem offenbar nicht mit dem ihm eigentlich bekannten Pilz. Ganz ähnliche Ergebnisse bringt die Untersuchung der Abwehr des Pilzes Candida albicans. Dieser Pilz befällt bevorzugt Schleimhäute und versucht, in das darunterliegende Gewebe einzuwachsen. Bei einem gesunden Organismus bleibt ihm dazu keine Chance; er wird meist erfolgreich abgewehrt. Doch siedelt er sich auf Oberflächen an, kann es sein, dass er unerkannt bleibt.
Offenbar ist das Abwehrsystem überfordert, wenn der Krankheitsserreger mal einen untypischen Weg in den Körper nimmt. Ursache hierfür ist möglicherweise eine evolutionär bedingte Optimierung: An den typischen Infektionsorten funktioniert die körpereigene Abwehr am besten. Diese im Regelfall hervorragend effektive Spezialisierung erweist sich als tückisch, wenn die Keime ungewohnte Wege nehmen. Matthias Gunzer hat dieses Phänomen an Mäusen untersucht und erläutert die Konsequenzen: "Mäuse zum Beispiel werden mit zweihundert Millionen Konidien - das sind die infektiösen Sporen von Aspergillus fumigatus - leicht fertig, wenn sie sie einatmen. Gelangen aber nur zweieinhalb Prozent dieser Menge direkt in ihr Blut, dann sterben die Tiere." An der Unterstützung des Immunsystems in solchen Situationen arbeiten Matthias Gunzer und sein Team vom Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung in Braunschweig. (ehl)



Kontaktinformationen

Name: Dr. Matthias Gunzer
Institution: Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung, Junior Research Group Immunodynamics
Adresse: Inhoffenstr. 7
38124 Braunschweig
Telefon: 0531/6181-3130
Fax: 0531/6181-3199
WWW: http://www.helmholtz-hzi.de/id
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