Spürnase mit Starqualitäten
110 Millionen Landminen
bedrohen weltweit Gesundheit und Leben der Menschen in ehemaligen Kriegsgebieten. Wissenschaftler der TU Clausthal haben eine zuverlässige Landminenspürnase entwickelt, die jüngst von einer Förderinitiative für innovative Technologien zum "German Star" gekürt wurde.
Glosse
Wie gut, dass nicht alle Superstars auf prominente Starthilfe à la Dieter Bohlen oder Heidi Klum angewiesen sind. Zum Beispiel dieser hier: Er kommt aus Clausthal-Zellerfeld, hat auf den ersten Blick ein wenig Ähnlichkeit mit einer Ballpumpe und dennoch eine viel bedeutendere Mission, denn er kann in ehemaligen Kriegsgebieten gefährliche Minen aufspüren. Der Landminendetektor wurde von Wissenschaftlern der Technischen Universität Clausthal in Zusammenarbeit mit dem Wehrwissenschaftlichen Institut für Werk-, Explosiv- und Betriebsstoffe der Bundeswehr entwickelt und vor ein paar Monaten von einer Förderinitiative für innovative Technologien zum "German Star" gekürt. Der frisch geadelte Star glänzt vor allem mit seiner stricknadeldünnen Spitze. Diese macht jedem minenverdächtigen Objekt mit Hilfe eines Lasers ordentlich Dampf auf der Oberfläche und misst das Licht, das entsteht, wenn der Dampf wieder abkühlt. Daran kann der Detektor erkennen, ob es sich um eine Mine handelt, um eine Bierdose oder schlicht um einen Stein. Das Verfahren ist einfach, zuverlässig, schnell und vor allem: Es kann Menschenleben retten. Eine Eigenschaft, die ihm, obgleich vollkommen ungeschminkt, eine Würde verleiht, von der mancher Superstar aus der TV-Glitzer-und-Glamour-Welt nur träumen kann. (ah)
Fakten
Die Initiative "Partner für Innovation", ein Zusammenschluss aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik kürt jedes Jahr wieder 50 besondere deutsche Innovationen mit dem "German Star". Einen solchen konnten Wissenschaftler um den Physikprofessor Wolfgang Schade vom Institut für Physik und Physikalische Technologien (IPPT) an der Technischen Universität Clausthal vor ein paar Monaten für sich verbuchen. Sie haben in Zusammenarbeit mit dem Wehrwissenschaftlichen Institut für Werk-, Explosiv- und Betriebsstoffe (WIWEB) der Bundeswehr einen Landminendetektor entwickelt, der sicher und schnell minenverdächtige Objekte untersuchen kann: ein Projekt, das vom Bundesministerium der Verteidigung gefördert wurde. Der Detektor ist gut einen halben Meter lang, so dick wie ein Besenstiel und gefüllt mit technischen Finessen. Die Kerntechnik steckt in seiner stecknadeldünnen Spitze, über die ein Laserpuls zum minenverdächtigen Objekt geschickt wird. Durch den Laserpuls verdampft etwas Material von der Oberfläche des Objektes und es bildet sich eine kleine Menge Plasma. Beim Abkühlen strahlt das Plasma Licht aus, das der Detektor dann analysiert. Anhand des Spektrums des ausgestrahlten Lichtes lassen sich Landminen eindeutig identifizieren, denn die Plasmen anderer Gegenstände im Boden, wie etwa Getränkedosen oder Steine, strahlen mit anderen Wellenlängen.
Der Bedarf für zuverlässige Minendetektoren ist groß: Rund 110 Millionen Landminen bedrohen weltweit Gesundheit und Leben der Zivilbevölkerung. Jeden Monat sterben etwa 2000 Menschen durch Landminen und etwa jede tausendste Räumung endet mit einem Unfall. Einer der Gründe: Bisher werden Landminen rein mechanisch gesucht, indem Suchtrupps den Boden mit einer spitzen Stange durchforsten. Stoßen sie auf einen Gegenstand, muss dieser erst ausgegraben werden, um erkennen zu können, ob es sich um eine Mine handelt oder nicht.
Das an der TU entwickelte System wird derzeit in Kooperation mit der Berliner Firma Secopta GmbH zu einem marktreifen Produkt weiterentwickelt.
(ah)
Kontaktinformationen
Name: | Prof. Dr. Wolfgang Schade |
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Institution: | Technische Universität Clausthal, Institut für Physik und Physikalische Technologien |
Adresse: |
Leibnizstr. 4
38678 Clausthal-Zellerfeld |
Telefon: | 05323/72-2061 |
WWW: | http://www.tu-clausthal.de |
E-Mail: |