Raumschiffe und Bügeleisen
Cyborgs -
gehören immer noch ins Reich des Science Fiction. Mit der Reihe "Kultur und Raumfahrt" zeigt das Braunschweigische Landesmuseum, was die moderne Raumfahrt wirklich kann - und was nicht.
Glosse
Erinnern Sie sich noch an das Raumschiff Orion und die Bügeleisenarmaturen? "Was heute noch wie ein Märchen klingt, kann morgen Wirklichkeit sein", orakelte Claus Biederstedt dazu aus dem Off. Also meines Wissens fliegt die NASA immer noch nicht mit Bügeleisen ins All, aber Spaß beiseite - wahrscheinlich hauten sich die Franzosen auch bei Jules Verne und die alten Griechen beim Namen Ikarus auf die Schenkel.
Die Erde alleine war nie genug. "Seit der Renaissance setzen sich die Menschen intensiv mit Raumtheorien und Raumerfahrungen auseinander", sagt Dr. Marie-Luise Heuser vom Seminar für Philosophie der TU. Der Raum - das bedeutete Freiheit und ein wunderbares Experimentierfeld für Zweifler wie den Philosophen Giordano Bruno oder Träumer wie Erich von Däniken und seine Untertassen. "In seiner Fantasie hat der Mensch das All längst entdeckt und mit Cyborgs und Außerirdischen bevölkert. Aber wir sollten uns immer fragen: Was ist Realität und was ist Klischee", gibt Prof. Dr. h.c. Gerd Biegel, Direktor des Braunschweigischen Landesmuseums zu Bedenken.
Um zu zeigen, wo die Raumfahrt heute steht, welchen Einfluss sie in technischer und kultureller Hinsicht hat, veranstaltet das Landesmuseum zusammen mit dem DLR und der TU die Reihe "Kultur und Raumfahrt". Am 12. Juli spricht Prof. Dr. Helmuth Trischler vom Deutschen Museum München zum Beispiel über die deutsche Raumfahrt im 20. Jahrhundert.
(leu)
Fakten
Der Traum vom Fliegen
Schon lange bevor Neil Armstrong als erster Mensch den Fuß auf den Mond setzte, griffen Philosophen, Literaten und Regisseure bereits nach den Sternen. Leonardo da Vinci konstruierte im 16. Jahrhundert die ersten Fluggeräte, Johannes Kepler erforschte die Planetenbewegungen und schrieb mit "Somnium" den ersten Science Fiction Vorläufer. Der Philosoph Giordano Bruno schließlich stellte mit der Entdeckung der Unendlichkeit des Universum das ganze mittelalterliche Weltbild in Frage und machte sich 1589 als Lehrender der Universität Helmstedt unter anderem Gedanken, wie denn die Erde vom Mond aussehe. Die Köpfe der Renaissance trugen ganz entschieden zur Begründung des neuzeitlichen Weltbildes bei - und landeten dafür manchmal auf dem Scheiterhaufen.
Dr. Marie-Luise Heuser vom Seminar für Philosophie der TU: "Die Raumfahrt spielt eine wichtige Rolle in unserer Kultur. Das grenzenlose All bot phantastische Möglichkeiten, die Grenzen der irdischen Existenz zu sprengen." Raumfahrtpionier Ziolkowskij fand für diesen gegenseitigen Einfluss eine schlagende Formel. "Am Anfang stehen unvermeidlich der Gedanke, die Phantasie, das Märchen; hinter ihnen schreitet die wissenschaftliche Berechnung, und erst ganz am Schluß krönt die Ausführung den Gedanken."
Die Raumfahrt hat mittlerweile neue wissenschaftliche Disziplinen hervorgebracht wie die extraterrestrische Physik und die Exobiologie, deren Horizonte permanent erweitert werden. In der Reihe "Kultur und Raumfahrt", die seit 2004 neben dem Institut für Geophysik und extraterrestrischer Physik auch vom DLR, dem Seminar für Philosophie, dem englischen Seminar und dem Braunschweigischen Landesmusem veranstaltet wird, zeigen Experten die wissenschaftlichen und kulturellen Grundlagen der Raumfahrt.
"Wenn wir vom All sprechen, ist es wichtig zwischen Utopie und Realität zu unterscheiden", sagt Prof. Dr. h. c. Gerd Biegel, Direktor des Braunschweigischen Landesmuseums. "Die Raumfahrt ist überfrachtet mit Klischees - und manchmal auch mit Ängsten, vor allem wenn von seiner ,Eroberung' durch politische Mächte die Rede ist." (leu)
Kontaktinformationen
Name: | Prof. Dr. h. c. Gerd Biegel |
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Institution: | Braunschweigisches Landesmuseum |
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Burgplatz 1 38100 Braunschweig |
Telefon: | 0531/1215-0 |
WWW: | http://www.landesmuseum-bs.de |
E-Mail: |