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Und täglich grüßt die Wissenschaft
13.07.2007

... Mutter sein dagegen sehr

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Mütterliches Verhalten...
will gelernt sein. Wie es geht, muss man von der eigenen Mutter abgucken.

Glosse

Ah, Füße hoch. Tasse Tee. Es kann ja so inspirierend sein, Leuten bei der Arbeit zuzusehen. Dem Hausmeister beim Rasenmähen. Dem Liebsten beim Abwasch. Herrlich. Bei den Spiegelneuronen ist das ähnlich. Bloß dass von Füßehochlegen keine Rede sein kann. Diese Nervenzellen im Gehirn werden erst richtig aktiv, wenn wir andere bei der Arbeit beobachten. Hirnforscher messen dann nicht weniger Aktivität im Gehirn, als wenn man die Arbeit selbst erledigen würde. So geschieht Lernen. "Mütterliches Verhalten ist biologisch angebahnt", sagt Hans-Joachim Schwartz, Psychologe an der Fachhochschule Braunschweig-Wolfenbüttel. "Aber man muss trotzdem lernen, wie es geht." Nur, wer selbst eine Mutter hatte, die beim Stillen, Wickeln, Füttern munter plauderte, die wusste, wie man spielt, und auf ein strahlendes Lächeln ansprang, wird diese kleinen, für die Entwicklung hochwichtigen Signale an sein Kind weitergeben. Sprache und Gefühl, weiß Hans-Joachim Schwartz, legen die Grundlage für die Entwicklung des Gehirns. Kinder tun alles, um Mamas Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Kommt kein Lächeln, kein Wort, ziehen sie sich resigniert zurück. Hirnreifung adé. Damit das nicht passiert, schreiten die Sozialpädagogik-Studentinnen der Fachhochschule in prekären Familiensituationen ein. Sie zeigen den Mamas das Spielen und machen ihnen klar, wie viel sie ihrem Kind bedeuten. Die Mütter werden selbst noch mal ein bisschen Kind. Wer es sich gut gehen lässt und zuguckt, kann schließlich auch eine Menge lernen. (abe)



Fakten

Mamas werden "nachbeeltert"

"Oooh, ist die Windel schon wieder voll?" "Tut´s weh? Soll ich mal pusten?" Die meisten Mütter reden ständig mit ihrem Baby - beim Stillen, Wickeln, Füttern plaudern sie über die kleinen Dinge, die gerade passieren. Für die Entwicklung des Kindes kann man das gar nicht genug schätzen: Je früher ein Kind sprechen lernt und Zugang zu seinen Gefühlen findet, desto besser für die Hirnreifung und die Vernetzung der Nervenzellen.
Besitzt eine Mutter solche "intuitiven Kompetenzen" nicht, dann kann man davon ausgehen, dass schon in ihrer eigenen Kindheit etwas schief lief: Ihre eigene Mutter reagierte schon nicht auf die Annäherungsversuche des Kindes, über Gefühle, Freuden und Kümmernisse wurde nicht geredet. "Mütterliches Verhalten ist biologisch angebahnt", erklärt Hans-Joachim Schwartz, Psychologe an der Fachhochschule Braunschweig/Wolfenbüttel. "Aber man muss trotzdem lernen, wie es geht." Genau wie Nachtigallen, denen zwar die Fähigkeit zum Singen in die Wiege gelegt ist, die aber die Technik von anderen Vögeln abgucken müssen. Empathie, die Einfühlung in andere Menschen, lernt man nur, wenn man sie selbst erfährt. Im Gehirn werden dabei die Spiegelneuronen aktiv. Diese Nervenzellen leisten Schwerstarbeit, wenn wir andere bei einer Tätigkeit beobachten - so als würden wir selbst diese Arbeit tun. Dadurch lernt das Gehirn.
Durch die Zusammenarbeit mit dem Jugendamt, einem Wohnheim für minderjährige Mütter oder Schwangerschaftskonflikt-Beratungsstellen werden Professor Schwartz und seine Studentinnen auf gefährdete Familien aufmerksam. Das Projekt Soziale Familienarbeit ist am Fachbereich Sozialwesen der Fachhochschule angesiedelt. Die Projekt-Studentinnen machen den Müttern deutlich, was sie ihrem Kind bedeuten, wie sehr sich das Baby nach Kontakt sehnt und wie bereitwillig es reagiert. Sie begleiten die Familien oft über ein Jahr hinweg, zeigen den Müttern, wie sie mit ihrem Kind spielen, und bringen oft auch das erste Bilderbuch in die Familie. "Nachbeeltern" nennt Professor Schwartz ihren Job: Bei diesen Besuchen merken viele junge Frauen zum ersten Mal, wie es sich anfühlt, bemuttert zu werden. (abe)



Kontaktinformationen

Name: Prof. Dr. Hans-Joachim Schwartz
Institution: Fachhochschule Brausnchweig/Wolfenbüttel, Fachbereich Sozialwesen
Adresse: Ludwig-Winter-Str. 2
38120 Braunschweig
Telefon: 0531/2852-140
Fax: 0531/2852-100
WWW: http://www.fh-wolfenbuettel.de
E-Mail:
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