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Und täglich grüßt die Wissenschaft
17.07.2007

Hüttenwerk "light"!

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"Light" -
kann nicht nur Cola oder Frischkäse sein. Vor 50 Jahren revolutionierte ein Braunschweiger Architekt mit seinem luftigen Baustil das Gesicht der jungen Bundesrepublik.

Glosse

Also wenn es nach der Werbung geht, müssten wir schon längst alle im Orbit schweben. "Mach's dir leicht, mach's dir Gröbi" verhunzt seit 2004 ein österreichischer Getränkehersteller die deutsche Sprache. "Wer Sekt bestellt, dem sei gesagt: im Sommer ist nur leicht gefragt" hielt schon 1961 ein Konkurrent dagegen. "Light" ist nicht erst seit heute "in": Vor rund fünfzig Jahren war Braunschweig sogar der Nabel der deutschen Leichtigkeit - architektonisch gesehen.
Friedrich Wilhelm Kraemer, Braunschweiger Architekt und Hochschullehrer, gründete nach dem Krieg die berühmte "Braunschweiger Schule" mit ihrem Motto: "Bauen, als wenn du schwebst". Luftige Beispiele sind das Kaufhaus Flebbe, die Herzog August Bibliothek und die Unterharzer Berg- und Hüttenwerke. "Man hat das Gefühl, das Gebäude hebt ab", beschreibt Anne Schmedding von der TU, Fachgebiet Geschichte und Theorie der Architektur und Stadt (gtas), die Goslarer Hüttenwerke.
Kraemers Klarheit und Minimalismus stammen nicht aus dem biederen Nachkriegsdeutschland. Sie sind den amerikanischen Hochhäusern Mies van der Rohes und Walter Gropius abgeschaut. "Kraemer gehört zu den einflussreichsten Architekten nach 1945 und prägte entscheidend die Wirtschaftswunderjahre", beschreibt Prof. Dr. Karin Wilhelm, Leiterin des gtas, den charismatischen Mann. Aus Anlass seines 100. Geburtstages zeigen die TU und das Braunschweigische Landesmuseum bis zum 12. August eine große Werkschau. (leu)



Fakten

Die Suche nach dem ewigen Gesetz

Wussten Sie, dass Braunschweig neben Stuttgart einmal zu den wichtigsten Zentren für Architektur gehörte? Nein? Macht nichts. Tatsächlich ist diese Tatsache in Vergessenheit geraten. Dabei prägte der Braunschweiger Architekt und Hochschullehrer Friedrich Wilhelm Kraemer nach dem Krieg für Jahrzehnte die Bauten der jungen Bundesrepublik.

Bereits in den 30er Jahren hatte der 1907 geborene Architekt Privathäuser gebaut. International bekannt wurde Kraemer aber durch seine Schul,- Industrie-, Büro- und Kulturbauten im "international style". "Der große Umbruch in der Bauweise erfolgte nach seiner Reise in die USA 1955", sagt Anne Schmedding, vom TU-Fachbereich Geschichte und Theorie der Architektur und Stadt (gtas). Kraemer war von der modernen Lebensweise, den Autos, den Kühlschränken, aber vor allem von den Hochhäusern wie sie Mies van der Rohe oder Walter Gropius in den USA bauten, einfach begeistert. Zurück in Deutschland setzte er diesen transparenten, klaren und leichten Stil konsequent an der Fakultät für Architektur der TU, an der er lehrte, um. Der Begriff "Braunschweiger Schule" wurde international bekannt und geschätzt. Beispiele dafür sind das Kaufhaus Flebbe am Bohlweg (1950-1958), das Hochschulforum der TU Braunschweig (1957-1960, 1969-1971) oder - überregional - die Jahrhunderthalle in Frankfurt-Höchst.

"Wann empfinden wir Dinge als gut gelungen", fragte sich Kraemer immer wieder und suchte nach den ewigen Gesetzen der Baukunst. Nicht immer fand er mit seinem Stil die Zustimmung seiner Zeitgenossen; für sein Atrium-Bummel-Center am Braunschweiger Hauptbahnhof geriet er sogar in die Kritik: Er plane an der Lebenswirklichkeit der Menschen vorbei, hieß es. Trotz dieser Einwände prägte Friedrich Wilhelm Kraemer doch entscheidend das Gesicht Braunschweigs. Der Wiederaufbau des Gewandhauses oder der Herzog-August-Bibliothek in Wolfenbüttel sind beispielhaft für einen respektvollen und doch modernen Umgang mit historischen Gebäuden.

Aus Anlass seines 100. Geburtstages hat der Fachbereich gtas nach eineinhalb Jahren intensivster Forschungsarbeit eine große Werkschau aus dem Nachlass Kraemers organisiert. Sie ist in Kooperation mit dem Braunschweigischen Landesmuseum noch bis zum 12. August im Ausstellungszentrum Hinter Aegidien zu sehen. Zu der Ausstellung sind ein Katalog und ein Film entstanden, der als DVD erhältlich ist. (leu)



Kontaktinformationen

Name: Prof. Dr. h.c. Gerd Biegel
Institution: Braunschweigisches Landesmuseum
Adresse: Burgplatz 1
38100 Braunschweig
Telefon: 0531/1215-0
WWW: http://www.landesmuseum-bs.de
E-Mail:
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