Das geht ja auf keine Netzhaut!
Aus 1920 mal 1080 Bildpunkten
besteht das HDTV-Bild. Das Institut für Nachrichtentechnik der TU Braunschweig untersucht, wie man dieses gestochen scharfe Bild am besten in die Wohnzimmer transportiert.
Glosse
"Was uns das Fernsehen zumutet, geht auf keine Netzhaut", ist ein beliebtes Bonmot. Nicht überliefert ist, was der TV-Kritiker auszusetzen hat. Bekrittelt er die Qualität des Programms? Oder die des Bildes? Wahrscheinlich ist: ersteres. Immer wichtiger wird: letzteres.
Mein Kumpel zählt zu den eingefleischten Heimkino-Enthusiasten. Für ihn ist es ein Muss, die Träne im Gesicht des betrogenen Serienhelden bis ins Kleinste zu sehen. Er hat Geflimmer und Geflacker zu seinen Todfeinden erklärt und ist äußerst besorgt, wenn ihm das unvorteilhafte Zusammenspiel von Farben, Helligkeit und Kontrasten schmerzhaft ins Auge sticht.
Kein Wunder also, dass er sich riesig über das High Definition Television (HDTV) freut. In Deutschland wird HDTV Zug um Zug eingeführt, zur Winterolympiade 2010 wollen auch ARD und ZDF loslegen. Die Herausforderung: Ein gestochen scharfes HDTV-Bild besteht aus 1920 mal 1080 Bildpunkten. Um es ins Wohnzimmer zu transportieren, muss es vorher komprimiert werden.
Mitarbeiter des Instituts für Nachrichtentechnik (IfN) der TU Braunschweig untersuchen die Auswirkungen von Video-Kompressionsverfahren auf das Sehvergnügen. Die Ergebnisse ihrer Forschungen sollen in einem Messgerät münden, das Fernsehbilder wie das menschliche Auge wahrnehmen kann. Für vergleichbare Arbeiten durfte das IfN 2000 den Emmy aus New York abholen - eine der begehrtesten Auszeichnungen der Unterhaltungsindustrie.
(boy)
Fakten
In Deutschland wird Zug um Zug das High Definition Television (HDTV) eingeführt - das Fernsehen mit hoher Darstellungskraft. Zur Winterolympiade 2010 wollen auch ARD und ZDF starten. Ein HDTV-Bild besteht aus 1920 mal 1080 Bildpunkten. Will man diese Bildpunkte zu den Zuschauern übertragen - und das gleich 25-Mal in der Sekunde, damit Bewegungen im Bild nicht ruckeln -, dann benötigt man eine Datenrate von etwa 1,25 Milliarden Bit pro Sekunde.
Eine derartige Datenrate ist wirtschaftlich nicht in die Wohnzimmer zu transportieren. Also komprimiert man die Daten um den Faktor 100 - aber so, dass der menschliche Betrachter davon möglichst nichts merkt. Mittels ausgefeilter mathematischer Algorithmen gelingt das - meistens - obwohl der Verlust der Bildqualität als Folge der Kompression durchaus technisch messbar ist.
Am Institut für Nachrichtentechnik (IfN) der TU Braunschweig werden die Auswirkungen von Video-Kompressionsverfahren auf das Sehvergnügen untersucht. Der aktuelle Schwerpunkt der Arbeiten liegt auf HDTV und auf der Analyse der Artefakte, die durch das modernste Codierverfahren (mit der Bezeichnung H.264/AVC) erzeugt werden. Die Ergebnisse der Forschungen sollen in ein Messgerät integriert werden, mit dem man dann Bilder (und Bildstörungen) so wahrnehmen kann, wie ein menschlicher Betrachter es tut.
Für vergleichbare Arbeiten hatte das IfN im Jahr 2000 einen Emmy aus New York abholen dürfen - den Oscar des Fernsehens. Ob es dazu diesmal wohl wieder reicht? (boy)
Kontaktinformationen
Name: | Prof. Dr.-Ing. Ulrich H. Reimers |
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Institution: | Technische Universität Braunschweig, Institut für Nachrichtentechnik |
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