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Und täglich grüßt die Wissenschaft
23.07.2007

Braunschweiger Triumvirat

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345 Quadratzentimeter
Pergament teilen sich drei gezeichnete mittelalterliche Könige im Herzog Anton Ulrich-Museum.

Glosse

Ob als lustige Gesellen von der Tankstelle, als schwankende Gestalten in einem Boot oder als beschwipste Herren im Schnee, stets treten sie in staats- und skatstragender Anzahl auf. Das ist schon in der Antike so und zieht sich variantenreich durch Welt- und Literaturgeschichte, wobei die drei Musketiere bekanntlich Doppelkopf bevorzugten und der vierte Mann ja bald gefunden war. Selbst Gott erscheint im Neuen Testament in dreifacher Ausführung, warum, dürfte klar sein.
Dass ein Global Player wie das Herzog Anton Ulrich-Museum (HAUM) in seinen Beständen eine Fülle von Beispielen weiterer Dreigestirne beherbergt, wundert nicht. Unter ihnen eine unschätzbare Handzeichnung mit dem Titel "Drei Könige", die zwischen 1370 und 1375 am Prager Hof Kaiser Karls IV. aufs Pergament gebracht wurde. Abgebildet sind mittelalterliche Herrscher, wie man sie auch auf böhmischen Wandmalereien jener Zeit findet. Durch den Fall der Ost-Westgrenzen, erläutert Jochen Luckhardt, Direktor des HAUM, ist die internationale Vernetzung der Museen noch enger geworden, und so konnten die "Drei Könige" anlässlich einer Ausstellung mal wieder in ihre alte Heimat reisen, wo man sie in Begleitung dreier Damen in einem Bierzelt gesehen haben will.
Das junge Trio hingegen, das der Polizei in Hamburg unlängst ein gestohlenes Motorrad verkaufen wollte, hatte sein Blatt wohl überreizt. (rei)



Fakten

Dass historisch-politische Wetterstürze wie der von 1989 nicht ausschließlich blühende Landschaften hinterlassen, ist eine Binsenweisheit. Dass die seit der so genannten Wende osmotisch gewordenen Grenzen zwischen Ost und West es möglich gemacht haben, lange bestehende Beziehungen zu vertiefen, ebenso. In besonderer, fast idealer Weise lässt sich das Zusammenwachsen Europas an einer Disziplin ablesen, die ohnehin immer schon das Ganze europäischer Entwicklung im Blick hatte: der Kunstgeschichte. Die Vernetzung der Museen als überregionaler Forschungsstätten schreitet voran, erklärt Professor Jochen Luckhardt, der in seiner Eigenschaft als leitender Direktor des Herzog Anton Ulrich-Museums Braunschweig maßgeblichen Anteil an diesem Prozess hat. Anfragen auswärtiger Einrichtungen und Kunsthistoriker, insbesondere im Rahmen thematischer Ausstellungen, öffnen dabei die eigenen Schatzkammern über Landesgrenzen hinaus. Die weltweit beachtete Prager Schau "Kunst und Repräsentation des Hauses Luxemburg 1310-1437" im Umkreis des bedeutenden mittelalterlichen Kaisers Karl IV. wäre ohne ein Herrschertrio aus Braunschweig unvollständig gewesen. "Drei Könige" ist der Titel einer exquisiten 17 mal 20,3 cm großen Handzeichnung auf Pergament, die zwischen 1370 und 1375 am böhmischen Hofe Karls IV. entstand. Es handelt sich um eine Studie dreier verschiedener Figurentypen, erläutert der Herausgeber des Katalogs Jiøí Fajt, die in den mittelalterlichen Malwerkstätten regelmäßig verwendet wurden. Wobei die abgebildeten Könige nicht eindeutig zuordenbar sind, möglicherweise könnte der mittlere als Karl der Große identifiziert werden, der erste Kaiser des Mittelalters. Künstlerische Parallelen zu zeitgenössischen Wandmalereien lassen fernerhin vermuten, dass es sich bei der Braunschweiger Zeichnung um ein Fragment aus dem Musterbuch eines Malers handelt. So ungehindert und visafrei die "Drei Könige" an den Ort ihrer Entstehung reisen konnten, ist es eine Randnotiz wert, dass sie auf eine Reise zur Folgeausstellung im Metropolitan Museum of Art verzichten mussten, wie Prof. Luckhardt zu berichten weiß, weil den New Yorkern schlicht das Geld für die Unterbringung fehlte. (rei)



Kontaktinformationen

Name: Prof. Dr. Jochen Luckhardt, Ltd. Direktor
Institution: Herzog Anton Ulrich-Museum
Adresse: Museumstraße 1
38100 Braunschweig
Telefon: 0531/1225-0
WWW: http://www.museum-braunschweig.de
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