Nie wieder in der Kreide
Schulden...
können jedem über den Kopf wachsen. Vor allem Arbeitslosen.
Glosse
„Banken sind gefährlicher als stehende Armeen“, stöhnte Thomas Jefferson. Da sprach der Vater der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung nicht nur als Staatstheoretiker. Der Lebensstil eines Südstaaten-Gentleman und Hobbies wie Häuser entwerfen, Indianergräber ausbuddeln und skurrile Gadgets erfinden hatten ein Vermögen verschlungen. Am Ende seines Lebens war er völlig abgebrannt. Was Karl Michael Fronings These bestätigt, dass Überschuldung jeden treffen kann. Der Sozialarbeiter leitet an der Fachhochschule Braunschweig/Wolfenbüttel das Projekt „Wirtschaftliche Beratung/Schuldnerberatung“. Mit seinen Studierenden macht er Schülern und Kindergartenkindern klar, dass zwischen Geld und Arbeit ein Zusammenhang besteht. Das ist nicht offensichtlich, wenn überall verlockende Dinge mit dem Hinweis auf den passenden Kredit angeboten werden: „Kein Geld? Kein Problem.“ Eltern, die ihren Sprößlingen aus jeder finanziellen Klemme helfen, provozieren, dass die Jugendlichen sich später in der Schuldenfalle verfangen, weiß Froning. Die Studierenden erklären den Kids, wie man die Preispolitik der Unternehmen beeinflussen kann: Schnäppchen jagen statt sich jede Marktneuheit andrehen zu lassen. Das größte Überschuldungsrisiko heißt übrigens Arbeitslosigkeit. Davon wusste auch Jefferson ein Lied zu singen. Wenn er sich, frustriert von der Politik, wieder mal dem Ausbau seines Landsitzes zuwandte. (abe)
Fakten
Finn und der Geldbär helfen sparen
Was hat man nichts alles für Möglichkeiten, wenn man zum ersten Mal Taschengeld bekommt: Eisessen mit den Freunden. Einen großen Berg Süßigkeiten ganz alleine futtern. Oder sparen für die heiß begehrte „Superfunzel“. Wenn es darum geht, Kindern zu erklären, dass Geld nicht vom Himmel fällt und man für große Wünsche einen langen Atem mitbringen muss, lassen sich die Sozialpädagogik-Studierenden der Fachhochschule Braunschweig/Wolfenbüttel einiges einfallen: So haben sie unter Leitung des Sozialarbeiters Karl Michael Froning das Kinderbuch „Finn Eckstein – Auf dem Weg zur Superfunzel“ verfasst. Der zweite Band, „Ein erfolgreicher Auftrag“, ist gerade in Arbeit. Und das neu entwickelte Spiel „Der Geldbär“, in dem man Geld verdienen und verlieren kann wie im richtigen Leben, kam bei den kleinen Testern prima an, berichtet Froning. Mit der Schulden-Prävention kann man gar nicht früh genug anfangen. Die Studierenden gehen in den Schulunterrricht und sensibilisieren Jugendliche für die Schuldenfalle Handy. Sie packen die Schüler bei ihrer Eitelkeit und zeigen ihnen, dass ein bisschen technische Findigkeit genügt, um auch kostenlos an die begehrten Klingeltöne heranzukommen. Und sie erklären, dass man die Preispolitik der Markenhersteller beeinflussen kann: Indem man Schnäppchen jagt, statt gleich auf jede Marktneuheit hereinzufallen.
„Verschuldung an sich“, sagt Karl Michael Froning, „ist nicht das Problem.“ Erst, wenn Krankheit, Arbeitslosigkeit oder Familienzuwachs dazu führen, dass man die Schulden nicht zurückzahlen kann, beginnen die Probleme. Die hängen nicht von Betrag ab, den man schuldig ist: Für die zahlreichen „Armutsschuldner“ kann es schon unmöglich sein, 100 Euro zurückzuzahlen. Eine Risikogruppe sieht Froning in den Jugendlichen, deren Eltern ihnen aus jeder finanziellen Klemme helfen, so dass sie nie einen verantwortlichen Umgang mit Geld lernen. Ebenfalls gefährdet sind alle Menschen, die von Arbeitslosigkeit bedroht sind. Und das geht quer durch alle Schichten.
(Buchtipp: Reinecke - Stolzenberger - Noetzel – Kloth, Finn Eckstein – Auf dem Weg zur Superfunzel, 58 Seiten + CD, 8,95 €, ISBN 3-938216-00-X)
(abe)
Kontaktinformationen
Name: | Dipl.-Sozialarbeiter Karl-Michael Froning |
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Institution: | Fachhochschule Braunschweig/Wolfenbüttel, Fachbereich Sozialwesen |
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Ludwig-Winter-Straße 2 38120 Braunschweig |
Telefon: | 0531/2852-113 |
Fax: | 0531/2852-100 |
WWW: | http://www.schuldnerberatung2000.de |
E-Mail: |