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Und täglich grüßt die Wissenschaft
27.07.2007

Kompostierbare Kunststoffe

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Biopolymere
sind Kunststoffe, die aus nachwachsenden Rohstoffen wie Stärke, Zucker, Zellulose erzeugt werden und biologisch abbaubar sein können. (Institut für Recycling der Fachhochschule Braunschweig/Wolfenbüttel)

Glosse

"Schluss jetzt!", spricht der Hausmeister ein Machtwort und schiebt dem Mülltourismus einen Riegel vor. Der Container im Hof wird jetzt nachts abgeschlossen, nachdem dort Wildfremde säckeweise Abfall entsorgt hatten. Wochenlang. Klammheimlich. Kaum war die Müllabfuhr da und der Behälter geleert, war er auch schon wieder voll. Seiner mageren Nachbarin, der grünen Tonne, droht dagegen keine Überfüllung. Auf ihrem Grund welkt einsam ein Rosenstrauß, bedeckt von Apfelschale.
In naher Zukunft, das stelle man sich vor, werden dort Kaffeesatz, Kartoffelpelle, Joghurtbecher und Shampooflaschen gemeinsam verrotten. Verpackungen aus biologisch abbaubaren Kunststoffen sind auf dem Vormarsch. Hergestellt aus nachwachsenden Rohstoffen wie Stärke, Zucker und Zellulose, genießen Biokunststoffe einen umweltfreundlichen Ruf und sind oftmals kompostierbar. Jedoch nicht immer ist die Kompostierbarkeit gewollt. Wissenschaft und Industrie haben daher außer Verpackungsmaterial längst weitere Anwendungen für die so genannten Biopolymeren im Visier, zum Beispiel in Laptops, Handys und Autos.
Praxisnahe Forschung auf diesem Gebiet leisten Albert Otten und das Team vom Institut für Recycling am Standort Wolfsburg der Fachhochschule Braunschweig/Wolfenbüttel und der Fraunhofer Projektgruppe "Nachhaltige Mobilität". 40 Biokunststoffe und ihre Eigenschaften haben sie untersucht, die Ergebnisse in einer aktuellen Studie veröffentlicht. Wertvolle Informationen für alle Experten, die Biopolymere weiter optimieren wollen, damit diese auch die komplexen Anforderungsprofile für technische Produkte erfüllen. (gef)



Fakten

Biokunststoffe: Materialien der Zukunft

Biokunststoffen gehört die Zukunft. Davon sind Dr. Albert Otten und das Team vom Institut für Recycling am Standort Wolfsburg der Fachhochschule (FH) Braunschweig/Wolfenbüttel und der Fraunhofer Projektgruppe "Nachhaltige Mobilität" überzeugt. In ihrer 2006 erschienenen Studie "Biokunststoffe - Verarbeitungsparameter und technische Kennwerte" haben die Wissenschaftler biologisch abbaubare Kunststoffe und Biokunststoffe, die weltweit erhältlich sind, untersucht: insgesamt 40 Polymere von fast 30 Herstellern und Entwicklern.
"Biopolymere sind Kunststoffe, die aus nachwachsenden Rohstoffen wie Stärke, Zucker und Zellulose erzeugt werden und biologisch abbaubar sein können", erklärt Otten. Erste Anwendungsbereiche gibt es bereits, zum Beispiel in der Verpackungsindustrie. "Einige Produkte wie Obst, Gemüse und Getränke werden zuweilen schon in Folien, Schalen und Flaschen aus Biokunststoffen verpackt", sagt der Chemiker. Diese Verpackungen seien mit einem speziellen Logo deutlich gekennzeichnet, sofern das Material kompostierbar ist. In einem Pilotprojekt durften in einigen Kommunen die Verbraucher die Verpackungen sogar in der Komposttonne entsorgen.
Um die Anwendungsbereiche von Biokunststoffen zu erweitern, forschen Otten und sein Team in ihren Labors daran, die Verarbeitungsparameter zu optimieren. Die Granulate werden beispielsweise aufgeschmolzen und modifiziert, das heißt, die Wissenschaftler geben Additive oder Fasern dazu, um die Eigenschaften zu verändern und zu verbessern.
"Eines unserer Ziele ist, Biopolymere so zu verändern, dass sie dem komplexen Anforderungsprofil von technischen Produkten entsprechen", erläutert Otten. Ein Beispiel: Um die Brandschutzvorgaben oder die Schlagzähigkeit von Gehäusen elektronischer Geräte wie Laptops und Mobiltelefonen erfüllen zu können, müssten Biokunststoffe mit Flammschutzmitteln oder Schlagzähigkeitsmodifier angereichert werden.
Noch sind die jungen Biopolymere in der Herstellung teurer als konventionelle Kunststoffe, die auf Erdölbasis hergestellt werden. Otten: "Da die Erdölreserven aber endlich sind und sich Erdöl zunehmend verteuern dürfte, entwickeln sich die umweltfreundlicheren Biokunststoffe zu einer Alternative, da sie zudem CO2-neutral entsorgt werden können."

Das Institut für Recycling der FH Braunschweig/Wolfenbüttel führt Forschungsprojekte durch zu den Themen Kunststoff, nachwachsende Rohstoffe, Leichtbau, Recycling und Handhabung von hochdispersiven Pulvern. Mit dieser überwiegend praxisorientierten Forschung steht das Institut der Industrie als Partner zur Verfügung. (gef)



Kontaktinformationen

Name: Dr. rer. nat. Albert Otten
Institution: Fachhochschule Braunschweig/Wolfenbüttel, Fachbereich Fahrzeug-, Produktions- und Verfahrenstechnik, Institut für Recycling
Adresse: Robert-Koch-Platz 8A 38440 Wolfsburg
Telefon: 05361/83-1428
Fax: 05361/83-1475
WWW: http://www.fh-wolfsburg.de/fbp
E-Mail:
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