Höllische Venus-Touristen
Zu 96 Prozent
besteht die Atmosphäre der Venus aus CO² - das Institut für Datentechnik und Kommunikationsnetze der TU Braunschweig hilft, das Rätsel um den Treibhauseffekt auf dem Planeten zu lösen.
Glosse
Es gibt Tage, da geht einfach alles schief. Mies geschlafen, Kaffeedose leer, Freundin sauer, Straßen verstopft, Chef schreit und, und, und. Die ganze Welt hat sich gegen einen verschworen, weswegen man sich am liebsten auf einen anderen Planeten schießen möchte. Weltraum-Tourismus ist ja groß im Kommen. Und da die Venus seit jeher mit Liebe sowie Freundschaft in Verbindung gebracht wird und am nächtlichen Sternhimmel so schön leuchtet, bietet sie bestimmt ein lauschiges Plätzchen, um dem Erdendasein zu entfliehen.
Von wegen! Auf der Venus wartet die sprichwörtliche Hölle: Schwere Stürme toben und es regnet ätzende Schwefelsäure. Am schlimmsten aber ist: Der Treibhauseffekt ist riesig groß. Seit einem Jahr vermessen Instrumente der europäischen Raumsonde Venus-Express die Atmosphäre des Planeten und funken Forschern wichtige Daten, damit sie das Geheimnis des Treibhauseffektes auf der Venus lüften können.
Wissenschaftler des Instituts für Datentechnik und Kommunikationsnetze der TU Braunschweig haben für Venus-Express Elektronik geliefert, die die Instrumente steuert und die Messdaten vor ihrer Übertragung zur Erde zwischenspeichert; zudem laufen am Institut die Informationen der Bodenstation-Kamera in Darmstadt zusammen und werden für ihre Auswertung aufbereitet.
Obacht: Wer auf der Venus einen schlechten Tag erwischt, hat ein Problem - er dauert 243-mal so lang wie ein Erdentag.
(boy)
Fakten
Sie ist uns sehr vertraut: Als Abendstern begleitet sie uns in lauen Sommerabenden in die Nacht. Sie sieht von hier sehr einladend aus als hell leuchtender Stern. Mit der Attraktivität ist es aber schnell vorbei, wenn man sich ihr nähert: Die Venus hat die heißeste Oberfläche unter den Planeten im Sonnensystem mit Temperaturen bis zu 475°C.
Sie leidet seit vielen Millionen Jahren unter dem, was wir für die Erde in der Zukunft fürchten: einen katastrophalen Treibhauseffekt. Die Atmosphäre besteht zu 96 Prozent aus CO² und sorgt so für eine absolut lebensfeindliche Umgebung. Würde man alle gebundenen Kohlenstoffe auf der Erde in CO² zurück verwandeln, hätte man auch auf der Erde ähnliche Verhältnisse.
Die Venus hat fast die gleiche Größe und Masse wie die Erde und liegt um 50 Millionen Kilometer dichter an der Sonne. Ein Teil Sonnenlichts dringt durch die oberen Schichten der Atmosphäre und heizt die unteren Schichten auf. Hinzu kommt, dass ein Venustag mit 243 Erdtagen sehr lang ist, so dass der Temperaturausgleich zwischen Tag- und Nachtseite nur durch atmosphärische Strömungen möglich ist.
Daher ist das Venuswetter sehr turbulent. Es blitzt in der Atmosphäre und vermutlich donnert es auch, aber das hat noch niemand gehört. Es gibt starke Strömungen mit hohen Windgeschwindigkeiten, die am Äquator in der Wolkenoberdecke etwa 60-mal so schnell sind wie die Umdrehung der Venus selbst, die so genannte Superrotation.
Seit einem Jahr vermessen Instrumente auf der europäischen Sonde Venus-Express die Atmosphäre der Venus, um etwas über die Dynamik des Treibhauseffektes zu lernen. Die Instrumente liefern kontinuierlich Messdaten und die Wissenschaftler haben erste detaillierte Erkenntnisse zum Wärmetransport in der Atmosphäre gesammelt, mit denen Mechanismen wie die Superrotation besser verstanden werden können. Das Institut für Datentechnik und Kommunikationsnetze der Technischen Universität Braunschweig hat mehrere wichtige Beiträge zu Messinstrumenten und für die Sonde entwickelt und geliefert. (boy)
Kontaktinformationen
Name: | Prof. Dr.-Ing. H. Michalik |
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Institution: | Technische Universität Braunschweig, Institut für Datentechnik und Kommunikationsnetze |
Adresse: |
Hans-Sommer-Straße 66 38106 Braunschweig |
Telefon: | 0531/391-3733 |
Fax: | 0531/391-4587 |