Göttlicher "Navi"
Labyrinthe -
waren im alten Griechenland der Wohnort des gefährlichen Minotaurus. Für die Meisterschüler der HBK sind sie ein Symbol für den Weg zum Künstler.
Glosse
Preisfrage: Wann kam das erste Navigationssystem auf den Markt? 1990? Falsch. Der erste "Navi" tauchte in der Antike auf, hieß Ariadne und benutzte einen Bindfaden. Doch der Reihe nach: Der Sage nach soll der Grieche Daidalos ein Labyrinth erbaut haben, in dem nicht nur ein Menschen fressendes Ungeheuer, sondern leider auch der arme Theseus saß. Damit dieser aus dem Dilemma wieder herausfand, gab ihm die Göttin Ariadne einen Bindfaden, mit dem er sich in dem Gewirr der Gänge orientieren konnte. Der Trick funktionierte. Theseus kam mit heiler Haut davon.
Die Griechen wären natürlich nicht die Griechen, wenn hinter der Geschichte nicht noch ein tieferer Sinn steckte. "Im Labyrinth begegnet man nicht dem Minotaurus, sondern sich selbst", zitiert Oliver Zybok von der Hochschule für Bildende Künste (HBK) die Mythologie. Der Irrweg als Weg zum wahren Ich? "Ja", meinten die Meisterschüler der HBK und konzipierten eine ganze Ausstellung unter dem Titel "Prinzip Umweg". "Auch ein Künstler findet ja erst über Umwege zu seiner Aussage", sagt Christian Fähndrich von der HBK. Damit die Betrachter die verschlungenen Wege nachvollziehen konnten, wurden die Kunstwerke über ein ganzes Stadtviertel verteilt - in leer stehenden Küchen, Wohnzimmern, Werkshallen. Für die junge Künstlerin Hanna Nitsch führte der Umweg tatsächlich zum Erfolg: Sie erhielt für ihre Arbeit den ersten Preis und 6000 Euro von der Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz.
(leu)
Fakten
Spaziergänge zur Kunst
24 Meisterschüler der Hochschule für Bildende Künste präsentierten ihre Arbeiten in diesem Jahr einmal nicht an der Hochschule der Bildenden Künste, sondern an ganz alltäglichen Orten - in Mietshäusern und Werkshallen. Ausgangspunkt der von Professor Oliver Zybok kuratierten Werksschau war ein Labyrinth in der Galerie der Hochschule. Warum ein solcher Irrweg? "In der mythologischen Deutung ist das Labyrinth zugleich ein Ort, an dem der Wanderer sich selbst begegnen kann. Dieser Prozess der Selbstfindung ist für die Künstlerinnen und Künstler auch mit dem Meisterschüler-Studium verbunden, das ja extrem unterschiedliche mediale und formale Positionen miteinander vernetzt", erläutert HBK-Pressesprecher Christian Fähndrich.
Für die Ausstellung "Prinzip Umweg" kooperierten die Meisterschüler mit der Braunschweiger Baugenossenschaft und den Wichmann-Hallen. Die BBG stellte zum Beispiel leer stehende Mietswohnungen zur Verfügung. Sie bildeten nicht nur hervorragende Ausstellungsorte, sondern förderten auch den direkten Kontakt zum Publikum. "Am Anfang waren die Nachbarn natürlich zurückhaltend, aber wir sind einfach auf sie zugegangen", beschreibt Meisterschüler Dennis Bettels den Annäherungsprozess. Die angehenden selbstständigen Künstler ließen sich von der eigenartigen Atmosphäre der leeren Wohnungen inspirieren und schufen die verschiedensten Foto-, Video- und plastische Arbeiten.
"Während des einjährigen Meisterschulstudiums bereiten sich die jungen Künstler auf ein Wirkungsfeld außerhalb der Hochschule vor", erklärt Christian Fähndrich. Meisterschüler kann nur werden, wer den Diplomstudiengang Freie Kunst mit herausragenden künstlerischen Leistungen abgeschlossen hat. Hanna Nietsch wurde für ihre Arbeit in diesem Jahr mit einem ersten Preis bedacht und erhält von der Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz ein Stipendium in Höhe von 6000 Euro. (leu)
Kontaktinformationen
Name: | Christian Fähndrich (Pressesprecher) |
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Institution: | Hochschule für Bildende Künste |
Adresse: |
Johannes-Selenka-Platz 1 38118 Braunschweig |
Telefon: | 0531/391-9376 |
WWW: | http://www.hbk-bs.de |
E-Mail: |