Perfektes Brathuhn

Ach, bitte, malen Sie mir doch mal ein Brathuhn. Ja, genauso hätte ich es auch gezeichnet. So ein bisschen wie die Hühner der Witwe Bolte von Wilhelm Busch (aber die sind zu mager!) und das ganze gebratene Wildschwein, das Obelix regelmäßig problemlos bewältigt. So und jetzt ein Schenkelchen abreißen, das geht bei einem gut gebratenen Hähnchen relativ mühelos, und ... oh ach so, Sie sind Vegetarier. Na gut, dann bleiben wir eben erstmal beim Malen. Was man noch verbessern kann? Ja, man könnte in jedem Fall noch etwas Farbe benutzen... so jetzt ist es gleich plastischer. Vielleicht noch den Duft in Form von zwei parallelen Längsstrichen, die sich über dem Hähnchen leicht wellen. Schon haben wir es aufgewärmt.
Und womit haben Sie Ihr Brathähnchen gefüttert? - Schon klar, Ihr Broiler stammt aus der Tiefkühltruhe im Supermarkt. Na, dafür ist es aber wirklich sehr schön gezeichnet. Ingrid Halle von der Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft füttert ihre Masthähnchen mit Oregano wahlweise mit Bohnenkraut, aber die künftigen Henderln bevorzugen das bekannte Pizzagewürz. Gut gewürzt ist halb gegessen, sagt der Volksmund, aber da irrt sich das Masthähnchen. Die Aromaspur des Wilden Majoran, wie Oregano auch genannt wird, ist im fertigen Schenkel nicht mehr auszumachen. Aber wofür dann das Krautfutter? Für den Appetit! Dank der ätherischen Öle im Oregano futtern die Hähnchen mehr, verwerten ihre Nahrung besser und werden fast so fett wie Obelix´ Wildschweine. So, und jetzt einen guten... ach ja, Sie essen ja kein Fleisch. In diesem Fall fast schade, oder? (ehl)

Würzen sich Hühner selbst?

Ist das Fleisch der Lämmer auf Kreta besonders zart, weil die Tiere dort wilden Thymian fressen? Die Hühner von Ingrid Halle in der Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft (FAL) in Braunschweig entscheiden sich da lieber für Oregano ... zumindest fressen sie den lieber als Bohnenkraut, das hat Ingrid Halle ausprobiert. Thymian, Bohnenkraut oder Oregano (auch Wilder Majoran genannt) enthalten ätherische Öle. In einer Reihe von Untersuchungen testeten Halle und ihre Kollegen die Auswirkung von Kräuterzusätzen im Tierfutter von Masthähnchen. Besonderes Augenmerk lag dabei auf der Wirkung der ätherischen Öle, die Oregano und Bohnenkraut enthalten. Würzen sich die Hühner etwa selbst? Nein, das Fleisch schmeckt nicht nach den verzehrten Gewürzen. (Aus der Milchviehwirtschaft kennt man in der Branche das Phänomen, dass die Milch eigenartig schmecken kann und sogenannte Fehlaromen entwickelt, die auf Tierfutterzusätze zurückzuführen sind.) Die Masthähnchen von Ingrid Halle schätzen tatsächlich den gereichten Oregano und danken die Kräuterbeigabe durch gesteigerten Appetit und bessere Futterverwertung. (ehl)