Tanzender Staub
In der Schwerelosigkeit
tanzen Staubteilchen nach der chaotischen Choreographie der "Brownschen Bewegung". Physikstudenten der TU Braunschweig haben den Staubtanz mit bislang unerreichter Genauigkeit gefilmt.
Glosse
Der Kampf gegen Staub soll gleich doppelt nützlich sein. Ein ordentlicher Hausputz, so wird gemunkelt, verhelfe nicht nur dem Mobiliar zu mehr Glanz, sondern möbele zugleich das Äußere der Ausführenden auf. Schrubben und Staubsaugen sei schließlich auch irgendwie Sport und damit ein Schlankmacher. Doch ganz gleich, ob diese Motivationsspritze Wirkung zeigt oder man ihren Erfinder wegen der leicht durchschaubaren Absicht lieber umhauen möchte (auch das verbrennt Kalorien): Die Staubteilchen selber taugen in jedem Fall zu mehr als nur zur Diätunterstützung. Physikstudenten der Technischen Universität Braunschweig konnten den mikrometerkleinen Teilchen sogar wissenschaftliche Erkenntnisse abringen und haben Staubteilchen in der Schwerelosigkeit tanzen lassen: Eine Performance, die sich "Brownsche Bewegung" nennt. Dazu haben die Studenten den Staub in einem hohen Forschungsturm abgeworfen und den Fall mit der Kamera detailgenau festgehalten. Das hat nicht nur unter Wissenschaftlern weltweite Beachtung gefunden, sondern auch mein persönliches Verhältnis zu Staub einmal gründlich aufpoliert. Der Staub in unserem Haus darf seither, wenn auch nicht schwerelos, so doch über längere Zeitdistanzen unbehelligt tanzen. Und statt ständig zu putzen, gehe ich lieber wirklichen Sport treiben. (ah)
Fakten
Physik-Studenten der Technischen Universität Braunschweig haben mit einer Veröffentlichung in der renommierten Fachzeitschrift "Physical Review Letters" eine Menge Staub aufgewirbelt, und das buchstäblich: Im Bremer Fallturm hatten sie mehrfach Staub abgeworfen. Während des Falls verharrten die Staubteilchen für knapp fünf Sekunden in der Schwerelosigkeit und tanzten dabei scheinbar unkoordiniert umher. Diese so genannte Brownsche Bewegung haben die Studenten mit der weltweit bisher höchsten zeitlichen und räumlichen Auflösung gefilmt. Die Aufnahmen können unter anderem helfen, die Entstehung von Planeten aus Molekülwolken zu verstehen, sagt Professor Jürgen Blum vom Institut für Geophysik und extraterrestrische Physik: "Im Labor und im Fallturm können wir gleichsam künstlichen Planeten bei der Geburt zuschauen." (ah)
Kontaktinformationen
Name: | Prof. Jürgen Blum |
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Institution: | Technische Universität Braunschweig, Institut für Geophysik und extraterrestrische Physik |
Adresse: |
Mendelssohnstr. 3 38106 Braunschweig |
Telefon: | 0531/391-5217 |
WWW: | http://www.tu-braunschweig.de |
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