Bis zur Atemnot
Überflutungen -
Was haben Bauer Löbbe und sein Trecker mit Flutkatastrophen in Städten und Dörfern zu tun? In der FAL findet man die Antwort.
Glosse
Sinnlos verpulvert oder wirkungslos versickert - das ist in der Regel eine vernichtende Diagnose. Ganz besonders, wenn es um Geld geht, um schwer verdiente Euros zum Beispiel. Jährlich rechnet der Bund der Steuerzahler vor, wo Politiker und Behörden Steuergelder sorglos und leichtfertig verschwenden. Nutzlose Projekte, verfehlte Maßnahmen... das Geld rinnt den Verantwortlichen durch die Finger. Manche finanziellen Mittel (aber jetzt wird´s kriminell!) verrinnen gar in dunklen Kanälen. Aber nicht nur auf diesen direkten Wegen sickert das sauer Ersparte ins Nirwana. Auch ein tropfender Wasserhahn vergeudet seinen schier unerschöpflichen Inhalt. Rund 170 Liter Wasser verschwinden monatlich im Abfluss.
Exakt das umgekehrte Phänomen tritt auf, wenn plötzlich die Flüsse über die Ufer treten, die vorgesehenen Überschwemmungsgebiete nicht mehr ausreichen und die Wassermassen in die Städte und Dörfer branden. Wo kommt das viele Wasser her? Warum ist es nicht einfach versickert? Ob in dunklen Kanälen oder schlicht im Erdboden - hier ist das Versickern ausdrücklich erwünscht. Doch vergeblich! Denn - und das hat die Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft in Braunschweig herausgefunden - der Boden ist nicht mehr durchlässig genug.
Verantwortlich dafür ist die moderne Landwirtschaft, die die meisten Landflächen in Deutschland nutzt. Falscher Düngemitteleinsatz und eine monotone Fruchtfolge verschlechtern die Bodenstabilität. Und wenn dann noch regelmäßig schwere Traktoren und der übrige landwirtschaftliche Fuhrpark die Fläche befahren, wird der Boden so zusammengepresst, dass er kaum noch atmen geschweige denn Wassermengen aufnehmen kann.
(ehl)
Fakten
Schwere Überschwemmung
Moderne Landmaschinen sind mitverantwortlich für das Entstehen von Überflutungen. Natürlich weniger für die Herkunft von Wassermassen, aber doch für das Phänomen, dass das Wasser nicht mehr im Boden versickern kann. Durch intensive landwirtschaftliche Nutzung und das häufige Befahren mit schweren Traktoren und anderem Gerät ist der Boden zusammengepresst worden. Seine Fähigkeit, Wasser aufzunehmen, ist dadurch eingeschränkt. Auch der falsche Einsatz von Düngemitteln und zu monotone Fruchtfolgen verändern die Stabilität des Bodens. Die bei Überflutungen anfallenden Wassermassen können auf landwirtschaftlich genutzter Fläche immer schwerer versickern. Wissenschaftler der Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft (FAL) haben aus diesem Zusammenhang ein einfaches Anzeigeverfahren für die Intensität von Überschwemmungen entwickelt. Anhand der Schunter in Braunschweig überprüften sie den Zusammenhang von Wasseraufnahmefähigkeit des Bodens und dem Ausmaß auftretender Überflutungen. Das Indikatormodell wurde an Klimadaten erprobt, die über 30 Jahre lang das Abflussverhalten des Schunterwassers beschreiben. Eine verringerte Wasseraufnahme (Infiltration) des Bodens hat zwar keinen Einfluss auf die Häufigkeit von Überflutungen, wohl aber auf deren Intensität. Unterhalb bestimmter Infiltrationsraten nahm in dem Modell die Häufigkeit extremer Überflutungen stark zu. Das Fazit des Teams um Ewald Schnug: Das Bemühen um schonende landwirtschaftliche Methoden ist auch ein Beitrag zum Zivilschutz, wenn über die Ufer getretene Wassermassen einfach im Boden versickern können. (ehl)
Kontaktinformationen
Name: | Prof. Dr. Ewald Schnug |
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Institution: | Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft, Institut für Pflanzenernährung und Bodenkunde |
Adresse: |
Bundesallee 50 38116 Braunschweig |
Telefon: | 0531/596-2104 |
WWW: | http://www.fal.de |
E-Mail: |