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Und täglich grüßt die Wissenschaft
14.08.2007

Licht aus, PALS an

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Straßenlaternen
müssen nicht unbedingt die ganze Nacht hindurch brennen oder gänzlich ausgeschaltet werden. Im Projekt PALS leuchten sie nur dort, wo sich tatsächlich Passanten aufhalten und bewegen.

Glosse

Glühwürmchen stehen gern im Rampenlicht, kreisen werbend in tanzenden Reigen, in ihr eigenes nächtliches Spotlight getaucht. Das jedoch immer seltener - denn Dauerlicht auf Straßen, Plätzen und in Parks überstrahlt ihr Eigenleuchten, und Balzen in artfremdem Licht kommt unter Leuchtkäfern nicht so gut an. Unter der Heerschar brennender Laternen, die Strom verbrauchen, Lichtsmog verursachen und CO2 in die Luft blasen, leiden auch Umwelt und Stadtkassen. Ist Abschalten auf wenig frequentierten Wegen die Lösung?
Im Dunkeln ist's zwar gut Munkeln, damit Passanten auf ihren nächtlichen Wegen aber nicht ganz im Dunkeln tappen, baut ein neues Stadtbeleuchtungskonzept auf virtuelle Lichtgefährten: Im Projekt PALS (Projekt Adaptives Licht System) begleitet Laternenlicht mit Hilfe von Ortungs- und Funktechnologien die Fußgänger, Fahrrad- und Autofahrer bedarfsgerecht durch in Nacht gehüllte Regionen. Licht aus, PALS an, und schon bewegen sie sich in einer Lichtinsel von 60 Metern Radius.
Das patentierte Verfahren, das Jörg Baumeister mit Unterstützung des Instituts für Gebäudelehre und Entwerfen der Technischen Universität Braunschweig entwickelte, spart Energie und schont die Umwelt.
Und bei baldigen Testläufen in Parks werden durch die "Vernächtlichung" vielleicht auch hier und da wieder andere Lichtquellen heimleuchten: Der bestirnte Himmel über mir, die glühenden Würmchen neben mir. (mba)



Fakten

Auf jeden zehnten Bewohner der Bundesrepublik kommt eine Straßenlaterne. Nachts brennen die acht Millionen Lichtspender in Städten fast überall - auch wenn Straßen, Plätze und Brücken menschenleer sind und nur vereinzelt von Fußgängern, Radfahrern und Kraftfahrzeugen passiert werden. Jährlich werden dabei etwa drei bis vier Milliarden Kilowattstunden Strom verbraucht und über zwei Millionen Tonnen CO2 in die Atmosphäre geblasen. Klimaschutz und kommunale Finanznöte führen mittlerweile zum Umdenken, was aber oft bedeutet, Laternen vor allem in dörflichen Regionen nachts ganz auszuschalten.
Der Braunschweiger Architekt Jörg Baumeister hat nun eine Idee entwickelt, wie man Stadtbeleuchtung stromeffizient und bedarfsgerecht regeln kann. Mit seinem patentierten Verfahren PALS (Projekt Adaptives Licht System) gehen oder fahren Passanten nicht durch erleuchtete Straßen, sondern das Licht begleitet sie durch die ansonsten nächtlich dunkle Stadt. "Virtuelle Gefährten" nennt Baumeister seine Innovation, denn "pal" bezeichnet im Englischen den "Kumpel". Die Entwicklung dieses Verfahrens mit Unterstützung des Institutes für Gebäudelehre und Entwerfen der Technischen Universität Braunschweig wurde ein Jahr lang vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und von der Europäischen Union gefördert. Zur Markterprobung in seinem neu gegründeten Unternehmen "m3xh" bekommt Baumeister Fördergelder vom "Gründercampus Niedersachsen".
Mit Ortungs- und Funktechnologien wird die Bewegung von Passanten, Radfahrern und Kraftfahrzeugen detektiert und über eine Stadtlicht-Steuerung an jede Straßenleuchte weitergeleitet. Und schon bewegt sich der Passant in einer Lichtinsel von etwa 60 Metern Radius, die ihn stetig begleitet - groß genug, um sich nicht wie im Spotlight zu fühlen. Die Vorteile dieses Verfahrens: "Gegenüber konventioneller Beleuchtung spart es Energie und ist sicherer und gesünder für Mensch und Umwelt. Denn nächtliches Dauerlicht in Städten erzeugt Lichtsmog, der das ökologische Gleichgewicht stört", sagt Baumeister und verweist auf einen zusätzlichen Aspekt: "Durch die allgemeine ,Vernächtlichung' gibt es wieder die Möglichkeit, auch in Städten den Sternenhimmel zu sehen."
Das als Baukastensystem angelegte adaptive Lichtsystem bietet Optionen auch für touristische oder sicherheitstechnische Bedürfnisse, wie beispielsweise die Möglichkeit, bestimmte Gebäude oder Brücken bedarfsgerecht anzustrahlen oder einen Notruf auszusenden.
Erste Anwendung werden die Lichtgefährten noch in diesem Jahr in einer Parkanlage finden. (mba)



Kontaktinformationen

Name: Dipl.-Ing. Jörg Baumeister, m3xh
Institution: unterstützend: Technische Universität Braunschweig, Institut für Gebäudelehre und Entwerfen
Adresse: Rebenring 33
38106 Braunschweig
Telefon: 0531/3804-160
WWW: http://www.m3xh.de
E-Mail:
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