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Und täglich grüßt die Wissenschaft
16.08.2007

Den Rembrandt bitte einmal durchleuchten

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1 Sekunde
Wärme hinter einem Papier genügt der Infrarotkamera, dessen Wasserzeichen zu erkennen (Wilhelm-Klauditz-Institut für Holzforschung WKI).

Glosse

"Warum musste dieser Rembrandt auch so berühmt werden?", denkt sich der Kunstsachverständige wieder mal. Denn nicht Berühmte werden auch nicht nachgemacht. Und wieder muss sich der Kunstsachverständige mit einem "echten" Rembrandt befassen, der wahrscheinlich erst Jahrzehnte nach des Künstlers Tod entstanden ist. Jetzt soll er sich wieder mühsam in Pinselstrichtechniken versenken oder in Farbpigmentanalysen?
Na ja, die Infrarotanalyse hat ja schon einiges erleichtert. Weil man damit die Farbschichten durchblicken kann und sieht, welcher Pinselstrich über welchem liegt. Aber bei Zeichnungen, Radierungen und Rötelskizzen? Da verrät sich jetzt das Papier, und zwar zerstörungsfrei.
Denn schließlich hatten die Papiere damals Wasserzeichen. Und wenn die mit Farbe überdeckt sind? Röntgen wäre möglich, aber nicht in Museen oder Galerien. Und Kunstwerke gibt keiner gern ins Labor?
Auftritt: Infrarotkamera. Eine verblüffend simple Methode kommt von Peter Meinlschmidt vom Fraunhofer-Institut für Holzforschung (WKI). Mit Kollegen der TU Braunschweig konstruierte er eine Wärmeplatte, kurz hinters Bild zu halten. Die Kamera auf der anderen Seite sieht das Wasserzeichen, weil die Wärme dort besser durchkommt. Und da sich die Wasserzeichen mit der Zeit immer wieder veränderten, merkt der Experte recht genau, wann das Papier entstand. Wäre Rembrandt nicht berühmt geworden, hätte er jetzt nichts zu tun. (ds)



Fakten

Papier wird aus einem Faserbad, der Pulpe, geschöpft - früher immer per Hand, heute meist per Maschine. Immer aber kommt ein flaches Sieb zum Einsatz, in dem die Fasern hängen bleiben, während das Wasser abtropft und schließlich verdampft. Und jedes dieser Siebe hatte sein eigenes Wasserzeichen: Ein leicht erhöhtes Muster, so dass dort die Faserschicht etwas dünner war. Hält man das Papier gegen das Licht, so scheint es am Wasserzeichen besser durch.
"Im Laufe der Zeit ersetzten die Papierschöpfer die Gitter und damit auch die Zeichen. Dabei ist recht gut bekannt, in welchem Zeitraum welche Wasserzeichen von welcher Papiermühle verwendet wurden.", erklärt Peter Meinlschmidt vom Fraunhofer-Institut für Holzforschung-Wilhelm-Klauditz-Institut (WKI). Noch genauer lässt sich das Papier datieren, wenn man die Abnutzung der Gitter berücksichtigt. Denn sogar die leichte Abnutzung über die Zeit findet sich in den Wasserzeichen wieder, als geringe Änderung am Zeichen.
Wenn das Wasserzeichen eines Kunstwerks von Tinte, Handschrift oder Farbe verdeckt ist, behalfen Kunsthistoriker sich früher mit Abpausen - das hinterließ aber Druckspuren am Bild. Röntgen ist aus verschiedenen Gründen selten möglich, und so kamen die Forscher vom WKI und der TU Braunschweig auf die Infrarotmethode.
"Die meisten Tinten sind im Infrarotlicht durchsichtig", so Meinlschmidt, "wir stellen daher eine 35 bis 40 Grad warme Wärmeplatte hinter das Bild und nehmen mit einer Infrarot-Kamera auf, wie viel Wärme das Bild durchlässt. So machen wir die Dichteunterschiede sichtbar und mit ihnen das Wasserzeichen." Da die Wärme in Körpertemperatur nur für eine Sekunde im Abstand von einem Zentimeter auf das Bild einwirkt, nimmt es keinen Schaden. Es wärmt sich sogar weniger auf als bei kurzem Anfassen mit den Fingern, sagen die Forscher.
Die Methode liefert auch für Archive interessante Zusatzinformationen. So überlegt die Bayerische Staatsbibliothek München zurzeit, mit ihrer Hilfe neben den digitalisierten Bildern künftig auch das zugehörige Wasserzeichen zu archivieren. (ds)



Kontaktinformationen

Name: Dipl.-Phys. Peter Meinlschmidt
Institution: Fraunhofer-Institut für Holzforschung - Wilhelm-Klauditz-Institut (WKI)
Adresse: Bienroder Weg 54E
38108 Braunschweig
Telefon: 0531/2155-449
WWW: http://www.wki.fraunhofer.de
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