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Und täglich grüßt die Wissenschaft
22.08.2007

Einmal frisches Blut, bitte!

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Eigenblutspenden -
Kommen dem Krankenhaus teurer zu stehen, als wenn dem Patienten bei der Operation fremdes Spenderblut verabreicht wird.

Glosse

Wer Blut verliert, wird schlapper und schlapper. Also dachte der antike Superheld Odysseus im Umkehrschluss: Wer tot ist, braucht nichts dringender als frisches Blut. Tatsächlich: Kaum hatte er eine Grube mit Schafsblut gefüllt, drängten sich die Schatten aus dem Totenreich wie beim Schlussverkauf. Um das Blut ranken sich zahllose solcher Mythen. Kein Mythos ist, dass bei der Transfusion fremden Blutes bei Operationen das Risiko einer Infektion steigt. Außerdem sei es billiger, dem Patienten vorsorglich vor der Operation eigenes Blut abzuzapfen und später wieder zu verabreichen, hatten Mediziner bisher angenommen. Diesen Mythos haben Kristian Gäbler, Martin Leben und Heidi Hofmann, Studierende im Fachbereich Gesundheitswesen der FH Braunschweig/Wolfenbüttel, jetzt entkräftet. In einem Krankenhaus stellten sie fest, dass nur 32 Prozent der Eigenblutspenden tatsächlich verwendet werden. Den Rest wird entsorgt. Diesen Kostenfaktor hatte man bisher übersehen. Das heißt nicht, dass sich die angehenden Betriebswirte mit drohend erhobenem Rotstift vor jede Kanüle stellen. "Letztlich entscheiden die Ärzte, was medizinisch sinnvoll ist", sagt Kristian Gäbler. Er rät den Krankenhäusern nur, mal kritisch auf die Quote der tatsächlich verwendeten Eigenblutspenden zu schauen. Aber schon Odysseus hat sich wenig Gedanken darüber gemacht, wie viele Schafe dabei draufgingen, seine alten Kumpel aus dem Totenreich zu locken. (abe)



Fakten

Weggeworfenes Blut treibt die Kosten in die Höhe

Wenn absehbar ist, dass bei einer Operation eine Bluttransfusion nötig werden könnte, zapfen Ärzte oft vorsorglich dem Patienten sein eigenes Blut ab. Nötigenfalls wird es ihm während der Operation dann wieder eingeflößt, statt auf Spenderblut von einer anderen Person zurückzugreifen. Unumstritten ist das geringere Infektionsrisiko bei dieser Methode. Die verbreitete Annahme allerdings, dass Eigenblutspenden auch billiger seien, konnten Kristian Gäbler, Martin Leben und Heidi Hofmann, Studierende im Fachbereich Gesundheitswesen der FH Braunschweig/Wolfenbüttel bei Professor Christoph Trautner, am Beispiel eines Krankenhauses widerlegen. Hier wurden nur 32 Prozent der Eigenblutspenden tatsächlich verwendet. Die übrigen Blutkonserven sind anderwertig nicht verwendbar und müssen entsorgt werden. Dieser Faktor fehlte in bisherigen Rechnungen. Außerdem entstehen für Fremdblut keine eigenen Fixkosten, denn Blutkonserven muss das Krankenhaus in jedem Fall bereithalten.
In die Rolle des bösen Sparers gedrängt zu werden, der eine medizinisch sinnvolle Praxis aus Kostengründen in Frage stellt, hat Kristian Gäbler keine Angst. "Wir sagen nicht, dass man das eigene Blut nicht nehmen soll", erklärt er. Das liegt im Ermessen der Ärzte. Seine Empfehlung ist, genauer zu schauen, wie wahrscheinlich eine Bluttransfusion bei einer jeweiligen Operation wirklich sein wird. Die Quote der tatsächlich verwendeten Eigenblutspenden kann in einem anderen Haus zudem deutlich von den 32 Prozent abweichen. Hier empfielt Gäbler den Krankenhaus-Verwaltungen, kritisch auf ihre eigenen Kostenstrukturen zu schauen. Und schließlich haben die Studierenden in dem untersuchten Haus auch "nur" eine Einspar-Möglichkeit von 7.569 Euro im Jahr festgestellt, wenn man auf Eigenblutspenden verzichtet. "Bei Millionenetats dürfte das nicht so sehr ins Gewicht fallen", meint Kristian Gäbler. (abe)



Kontaktinformationen

Name: Prof. Dr. Christoph Trautner
Institution: Fachhochschule Braunschweig/Wolfenbüttel, Fachbereich Gesundheitswesen
Adresse: Wielandstraße 1-5 38440 Wolfsburg
Telefon: 05361/83-1301
Fax: 05361/81-109
WWW: http://www.fh-wolfenbuettel.de
E-Mail:
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