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Und täglich grüßt die Wissenschaft
28.08.2007

Natur aus Glas

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Glas als Träger -
Nach dem gläsernen Menschen der gläserne Acker. Russische Glasforscher entwickelten in Zusammenarbeit mit der FAL in Braunschweig einen Dünger, der Glas enthält.

Glosse

Libellen haben Flügel aus Glas, dachte ich als Kind. Schließlich schillerten sie beim Libellenflug so eindrucksvoll. Glas gibt es in der Natur gar nicht, wurde mir erklärt, was nicht stimmt: Siehe Obsidian, ein Glas aus vulkanischer Lava. Nun soll Glas den Pflanzen beim Wachsen helfen. Gemeint ist nicht das kleine Gewächshaus hinten im Garten, in dem Ihre Paprika ganz besonders gut gedeiht. Es geht um Dünger aus Glas, den ein deutsch-russisches Forscherteam entwickelte. Und so kam das Glas zur Landwirtschaft: Im St. Petersburger "Forschungs- und Entwicklungs-Institut für Optische Materialien" arbeiteten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zur Zeit des Kalten Krieges an Spezialgläsern als Träger für militärisch relevante Mikroorganismen und der Herstellung von Lasern. Dabei fiel ihnen auf, dass bestimmte Glasmischungen unter widrigen Umwelteinflüssen rascher erblindeten. Der damals lästige Effekt führt heute dazu, das sich das Glas in einer Glas-Phosphormischung langsam auflöst und den Phosphor als eigentliches Düngemittel freisetzt. Glasnost, Perestroika und die neuen Zeiten sorgten für Frieden auch in der Glasforschung. Glas soll nun auf die Äcker und den Dünger dosiert freisetzen. Und wenn man auf Grönland vom Klimawandel und von Erdbeeren träumt, die im Gewächshaus wachsen sollen, dann wollen die St. Petersburger Forscher gemeinsam mit der Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft in Braunschweig gegensteuern: Gezielte Phosphornutzung schützt vor Überdüngung - vor ungenutztem Phosphor, der in den Gewässern landet und dem Klima schadet. Aber bitte: Die Erdbeeren kommen ins Glas und nicht das Glas in die Erdbeeren! (ehl)



Fakten

Einen Dünger aus Glas entwickelten Forscherinnen und Forscher aus dem russischen St. Petersburg, dem Otto Schott Institut in Jena und dem Institut für Pflanzenernährung und Bodenkunde der Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft (FAL) in Braunschweig. Grundlage dieses ungewöhnlichen Düngers ist eine Beobachtung, die die ehemaligen russische Waffenforscher noch zu Zeiten des Kalten Krieges machten. Im St. Petersburger "Forschungs- und Entwicklungs-Institut für Optische Materialien" arbeiteten sie an Spezialgläsern als Träger für militärisch relevante Mikroorganismen und der Herstellung von Lasern. Dabei fiel ihnen auf, dass bestimmte Glasmischungen unter widrigen Umwelteinflüssen rascher erblindeten. Der damals lästige Effekt führt heute dazu, dass sich das Glas in einer Glas-Phosphormischung langsam auflöst und den Phosphor als eigentliches Düngemittel freisetzt. Im Gegensatz zu herkömmlichen Phosphordüngern, die üblicherweise durch Lösen von phosphorhaltigen Gesteinen in Säuren hergestellt werden, wird dieser Dünger aus den klassischen Grundstoffen der Glasherstellung unter Zusatz reiner Phosphate erschmolzen. Durch Veränderung der Glaszusammensetzung können die Eigenschaften des Düngers so geändert werden, dass eine gewünschte Wirkung erzielt werden kann. Lösungszeiten von wenigen Tagen bis zu vier Jahren können eingestellt und so die Versorgung aus dem Dünger optimal an den Phosphorbedarf der Pflanze angepasst werden. Die Folge ist eine bessere Ausnutzung des Düngers durch die Pflanzen. Dies kommt besonders der Umwelt zugute, da zwangsläufig auch weniger Phosphor in Grund- und Oberflächengewässer verloren geht.
Gefördert wurde das Projekt durch Mittel aus einem Programm der Europäischen Union und der NATO, das nicht nur technisches Know-how der ehemaligen Waffenforschung in der Sowjetunion erhalten, sondern auch verhindern soll, dass Mitarbeiter ehemals sicherheitssensibler Forschung in nicht mehr kontrollierbare Bereiche abwandern. (ehl)



Kontaktinformationen

Name: Prof. Dr. Dr. Ewald Schnug
Institution: Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft (FAL), Institut für Pflanzenernährung und Bodenkunde
Adresse: Bundesallee 50
38116 Braunschweig
Telefon: 0531/596-2101
WWW: http://www.fal.de
E-Mail:
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