Sport ist, wo sich was bewegt

Pobacken zusammenkneifen, Beckenbodenmuskulatur anspannen, und immer schön das Powerhaus suchen. So heißt beim Pilates die Körpermitte. Ein Kollege lernte das auf die harte Tour: Allein unter Frauen im Pilates-Kurs. Da kann selbst ein durchtrainierter Fußballer weiche Knie kriegen. Dem Kollegen zum Trost: Er liegt im Trend. Denn der Begriff "Sport" hat sich längst auf alle möglichen Formen von Körperaktivität ausgedehnt. Für die einen ist es das morgendliche Radeln zur Arbeit, für die anderen Yoga. Klar in der Defensive: Die klassischen Mannschafts- und Wettkampf-Sportarten. Im Sportentwicklungsplan hat Ronald Wadsack, Professor für Sportmanagement an der Fachhochschule Braunschweig/Wolfenbüttel, den künftigen Bedarf der Salzgitteraner an Sportstätten analysiert. Anders als früher, als man Sportplätze einfach in der Überzeugung baute, dass unter so und so vielen Einwohnern schon ein berechenbarer Prozentsatz von Hobbyfußballern sein würde, hat Wadsack nachgefragt. Bei den Bürgern, den Hausmeistern der Turnhallen, dem städtischen Seniorenbüro. Denn was das Alter der Bevölkerung angeht, ist Salzgitter bundesweit mit an der Spitze. Für die Vereine hat es bald keinen Sinn mehr, die Über-40-Mannschaft erst in "Ü-50" und dann in "Ü-60" umzubenennen. Seniorengerechte Angebote müssen her. Die gute Nachricht: Für Sitzkreisgymnastik braucht man keine neue High-Tech-Halle. Und schon Joseph Pilates sagte: "Du bist nur so alt, wie du dich fühlst." (abe)

Sitzkreisgymnastik, die neue Trendsportart?

Die Salzgitteraner lieben Fußball, hat Ronald Wadsack vom Studiengang Sportmanagement der Fachhochschule Braunschweig/Wolfenbüttel herausgefunden. Das ist nichts ungewöhnliches in Deutschland. Untypisch ist die Altersstruktur der Sportfans in Salzgitter. Hier ist der demografische Wandel dem Bundesdurchschnitt schon ein paar Schritte voraus. Im Sportentwicklungsplan, den Wadsack und seine Mitarbeiterinnen für die Stadt Salzgitter erarbeitet haben, wurde die Bevölkerungsprognose anhand von Daten des statistischen Amtes ebenso einbezogen wie der Kontakt zum städtischen Seniorenbüro genutzt. Wadsack fragte die Bevölkerung in Fragebögen und die Sportinteressierten bei Stadtteil-Runden nach ihren Aktivitäten und Interessen. Die Hausmeister interviewte sein Team über den Zustand der Sportstätten. Außerdem wurden Bewegungsangebote außerhalb der Sportvereine einbezogen, von kommerziellen Fitnessstudios bis zu Kirchengemeinden.
"Der Sportbegriff lässt sich heute auf jede Form von Körperaktivität anwenden", weiß Wadsack. Der eine sieht das morgenliche Radeln zur Arbeit als Sport, die andere den Yoga-Kurs im Gemeindezentrum. Sein Fazit: Die vorhandenen Sportstätten in Salzgitter werden auch in Zukunft ausreichen, wenn sie funktionstüchtig erhalten werden. Zunehmend sind seniorengerechte Sportarten wie einfach Gymnastik und Tanz gefragt, für die keine speziell ausgestatteten Räumlichkeiten erforderlich sind. Umdenken müssen die Vereine, die auf Wettkampf- und Mannschaftssport ausgerichtet sind. Derzeit kämpfen viele gegen den Mitgliederschwund an, oft allerdings mit geringem Erfolg. Die verbliebenen Recken in "Ü"-Mannschaften (will heißen "über 40 Jahre", "über 50" etc.) zu organisieren reicht nicht, meint Wadsack: Die Vereine müssen sich in vermehrt in Spielgemeinschaften zusammentun oder sogar engere Kooperationen und Fusionen in Erwägung ziehen. (abe)