Handy-TV stillt Wissensdurst
DVB-H
heißt das Fernsehen, das aus dem Handy kommt. Das Institut für Nachrichtentechnik der TU Braunschweig verhilft dem TV-Format der Zukunft zum Durchbruch.
Glosse
Während der Weltmeisterschaft im vergangenen Jahr irrten Verzweifelte durch die Stadt wie Verdurstende durch die Wüste. Sogar Fußballspiele wie Paraguay gegen Trinidad und Tobago waren zur Quelle allen Lebens geworden, und wer außer Haus war und seinen Wissensdurst nicht vor dem Fernsehschirm stillen konnte, der saß auf dem Trockenen. In letzter Hoffnung klopften die traurigen Seelen an den Türen von überfüllten Kneipen, um vielleicht doch noch einen freien Platz zu ergattern. Sie drückten sich an den Schaufenstern der Fernseher-Verkäufer die Nasen platt. Und sie hauchten wahllos verdutzten Passanten ein irres "Wie steht's denn gerade?" ins Gesicht. Im nächsten Jahr beginnen die Olympischen Spiele in Peking, dann geht es darum, den Dreifach-Triumph der chinesischen Kugelstoßerinnen auf keinen Fall zu versäumen. Es passt also hervorragend, dass 2008 der digitale Videorundfunk für mobile Endgeräte (DVB-H) eingeführt werden soll. Olympia auf dem Handy - das ist eine feine Sache. Zurzeit untersucht das Institut für Nachrichtentechnik der TU Braunschweig im EU-Forschungsprojekt Mobiserve die Software, die für die Nutzung solch neuartiger Dienste notwendig ist. Zum Trost für jene, die kein Handy haben: Sie können sich immer noch an den Schaufenstern der Mobiltelefon-Verkäufer die Nasen platt drücken. (boy)
Fakten
Für das Jahr 2008 wird in Deutschland die Einführung von DVB-H (Digital Video Broadcasting - Handhelds) erwartet. DVB-H bietet unter anderem Fernsehen für das Handy. Damit wird es dann möglich sein, Fernsehsendungen unterwegs zu verfolgen: Die Sportschau beim Grillen im Prinzenpark ist dann keine Utopie mehr. Aber Handy-TV wird in Zukunft noch viel mehr können. Zusammen mit den digitalen Fernsehdaten können auch alle anderen Arten von Information übertragen werden. Im Rahmen einer praktischen Erprobung sollen diese Erweiterungen des Handy-TV bei den Olympischen Spielen 2008 in Peking eingesetzt werden. Der Stadionzuschauer wird also nicht nur per Handy-TV das Geschehen an anderen Wettkampfstätten beobachten können, sondern unter anderem auch aktuelle Verkehrsinformationen, Nachrichten über Sportler oder Videozusammenschnitte der Ereignisse der letzten Tage empfangen. Das Besondere an der Übertragung solcher Informationen per DVB-H sind die hohen Übertragungskapazitäten, die deutlich über die Möglichkeiten heutiger Mobiltelefone hinausgehen und daher die Zeit, die der Nutzer beispielsweise auf den Start eines Videos warten muss, drastisch verkürzen. Sogar Computerspiele mit aufwändiger Grafik können so sehr schnell auf das Mobiltelefon übertragen werden. Allerdings muss das Handy die übertragenen Informationen, Daten, Software etc. dann auch darstellen können - und zwar unabhängig davon, von wem diese Informationen bereitgestellt wurden und welches Handy gerade genutzt wird. Im EU-Forschungsprojekt Mobiserve wird am Institut für Nachrichtentechnik der TU Braunschweig zurzeit die Software erforscht, die für die Nutzung solch neuartiger Dienste notwendig ist. Andere Partner des Projekts entwickeln weitere wichtige Komponenten, wie DVB-H Sendestationen oder Systeme zur einfachen Erstellung der Dienste. (boy)
Kontaktinformationen
Name: | Prof. Dr.-Ing. Ulrich H. Reimers |
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