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Und täglich grüßt die Wissenschaft
01.10.2007

Undurchsichtige Strukturen und ein Angebot

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Mit welcher Biologie
kommt man ins Molekül? Das war lange eine Frage. Ein Forscherteam, an dem auch Forscherinnen und Forscher des Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung in Braunschweig beteiligt sind, weiß jetzt eine Methode.

Glosse

"Der Pate" geht immer. Das behauptet zumindest Tom Hanks und gibt Meg Ryan in "E-Mail für dich" den seltsamen Rat: "Geh auf die Matratzen!" Als Megabuchhändler ist Hanks zwar gerade dabei, der kleinen Buchhändlerin und ihrem "Laden um die Ecke" mit nicht eben feinen Methoden das Wasser abzugraben. Doch per E-Mail ist er undercover und rät mit freundlicher Unterstützung vom "Paten": "Finde heraus, mit wem du es zu tun hast und dann geh auf die Matratzen!" Herauszufinden, mit wem man es zu tun hat, ist eben weder bei der "Familie" von Don Corleone noch in der freien Wirtschaft eine leichte Sache. Markus Kalesse und sein Forscherteam vom Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung in Braunschweig sowie Wissenschaftler aus Hannover und Saarbrücken hingegen wissen jetzt genau, wie es im Inneren der Struktur aussieht, mit der sie es zu tun haben. Mit biologischen Mitteln können sie neuerdings die Verteilung der einzelnen Atome in einem Molekül aufdecken. Das Codewort hier heißt Genomanalyse. Die genaue Untersuchung des Erbmaterials eines Bakteriums sagt aus, ob die von ihm produzierte Substanz als medizinischer Wirkstoff in Frage kommt. Na, welches Zitat aus dem Paten passt jetzt? Hanks?
Aber Hanks wäre das wohl zu abgegriffen. Ich hingegen gönne uns das mal: Wartet Kalesse jetzt nur noch auf ein Angebot, das er nicht ablehnen kann? (ehl)



Fakten

Bisher hatten Biologen stets das Nachsehen, wenn es um die Struktur von Molekülen ging. Die konnte bislang nur chemisch aufgedeckt werden. Für die Wirksamkeit medizinischer Stoffe ist es aber unabdingbar, die genaue Zusammensetzung des einzelnen Moleküls zu kennen. "Schon winzige Unterschiede in der Anordnung der Atome können schwere gesundheitliche Folgen haben," sagt Markus Kalesse vom Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung in Braunschweig. Kalesse arbeitet mit in dem Forscherteam aus Braunschweig, Hannover und Saarbrücken, das nun biologische Methoden der Strukturaufklärung von Wirkstoffen entwickelt hat. "Bisher war es nur mit chemischen Methoden möglich, die Lage der Atome in einem Molekül zu bestimmen", erläutert Kalesse. Mit der Genomanalyse, der genauen Untersuchung des Erbmaterials des Produzenten einer Substanz, gelang den Forschern der entscheidende Einblick. Gegenstand der Untersuchung war in diesem Fall ein Stoff namens Chivosazol. Eine Substanz, die sich an das Stützskelett von Zellen anheften kann. Das behindert die Zellteilung - eine Eigenschaft, die beispielsweise das Tumorwachstum hemmen kann. Das Molekül wird von einem am Braunschweiger Helmholtz-Zentrum entdeckten Myxobakterium produziert. Und nun, da man genau weiß, wie sich die Substanz zusammensetzt, kann vielleicht in naher Zukunft ein neues Medikament entwickelt werden. "Unsere Ergebnisse bedeuten eine Revolution für die Entwicklung medizinischer Wirkstoffe", freut sich Kalesse. Zu diesem Erfolg können wir nur gratulieren! (ehl)



Kontaktinformationen

Name: Prof. Dr. Markus Kalesse
Institution: Universität Hannover, Institut für Organische Chemie
Adresse: Schneiderberg 1B 30167 Hannover
Telefon: 0511/7624688
Fax: 0511/7623011
WWW: http://www.uni-hannover.de/
E-Mail:
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