Den Chef der Zeit überlisten
16
Die Zahl 16 ist die "Mutter aller Filme": 16 Bilder pro Sekunde (B/s) machen aus einem Einzelbild ein "Laufbild". 16 B/s war um die Wende zum 20. Jahrhundert empirisch ermittelt die materialsparendste Methode, um flüssige Bewegung darzustellen.
Glosse
Neulich mal wieder sehnsüchtig auf den Schlusspfiff gewartet. Sie kennen das ja. Die eigene Mannschaft da unten auf dem Parkett der Basketballhalle liegt zwei Punkte vor, noch fünf Sekunden auf der Uhr, der Gegner hat den Ball. Die verbleibenden Sekunden dehnen sich wie ein Bungeeseil auf unglaubliche Länge. Kann nicht mal einer dem großen Zeitmacher da oben Bescheid sagen? "Mann, kapp´ das Seil, lass die Zeit rasen!" Aber nein! Der Gegner kann in aller Seelenruhe den Ball nach vorne dribbeln - ein Zauberpass auf den 3-Punkt-Spezialisten, der hebt ab, wirft . trifft. Und aus! Fünf Sekunden stellen die Welt - oder, was in diesem Fall wichtiger ist, das Spiel - auf den Kopf. So haben wir uns das nicht vorgestellt und müssen dennoch damit leben. Ebenso wie mit dem Gegenteil, der Zeit, die mal wieder viel zu kurz ist - besonders in den seltenen Glücksmomenten, denen wir so gerne zurufen: "Verweilt doch etwas länger bei uns", wohl wissend, dass unser Rufen unerhört verhallen und die Zeit auf ein Nichts von Augenblick zusammenschnurren wird. Der Zeitchef macht eben, was er will. Er dehnt hier, er rafft dort und nur gelegentlich gelingt es uns, ihm auf Nebenschauplätzen ins Handwerk zu pfuschen. Wie das geht? Das verraten Walter Stickan und Kuno Lechner (beide vom IWF Wissen und Medien, Göttingen) heute um 19 Uhr im Haus der Wissenschaft, Pockelsstraße 11, bei ihrem Vortrag "Zeit dehnen, Zeit raffen - Spezialkameras bewegen die Zeit". Denn das Spiel mit der Zeit gelingt uns zwar nicht im wirklichen Leben, wohl aber auf der Leinwand. Womit die Moral mal wieder klar wäre: Im Film ist sowieso alles besser! (jes)
Fakten
Freitag, 5. Oktober 2007, 19 Uhr
"Zeit dehnen, Zeit raffen - Spezialkameras bewegen die Zeit" Walter Stickan und Kuno Lechner (IWF Wissen und Medien gGmbH, Göttingen)
Der Mensch hat als "Augentier" sehr sensible Instrumente für die Inspektion und Verarbeitung optischer Informationen. Allerdings gilt dies nur für bestimmte "Fenster", in denen sich die Objekte bewegen. Was sich zu langsam oder zu schnell durch das Blickfeld bewegt, wird entweder als statisch wahrgenommen oder es wird nicht erkannt. Die moderne Kameratechnik ermöglicht es, diese Bewegungen in das Wahrnehmungsfenster des Menschen zu tranformieren. Walter Stickan und Kameramann Kuno Lechner von der IWF gGmbH Göttingen - dem Serviceinstitut für Medien in der Wissenschaft - zeigen, wie Zeit sichtbar gemacht werden kann und welche Erkenntnisse sich daraus ableiten lassen.
Weitere Termine in dieser Vortragsreihe am selben Ort (Haus der Wissenschaft):
Freitag, 2. November 2007, 19 Uhr
"Zeit machen - Wer braucht eigentlich Atomuhren?"
Robert Wynands (PTB Physikalisch-Technische Bundesanstalt, Braunschweig) (jes)