Knarre her! Zeit, dass sich was dreht!

Schauen Sie mal aus dem Fenster! Die ersten Blätter fallen schon, es wird früher dunkel und kälter. Kurz: Der Winter steht vor der Tür. Jetzt kommt endlich wieder die Zeit für heißen Tee und Plätzchen, ein Gläschen Rotwein am lauschigen Kaminfeuer, lange Spaziergänge durch die kalte klare Luft und: Für einen Reifenwechsel. Also bin ich mit Blaumann und Werkzeuggürtel ausgerüstet fachmännisch ans Werk geschritten: Auto aufgebockt, Sommerreifen ab, schön auf die Felgen aufgepasst, Winterreifen drauf, Radschrauben aufgesetzt und etwas angezogen, Auto runtergelassen und - her mit der Knarre! Nein, keine Angst. falls Sie jetzt glauben, ich hätte einen Banküberfall geplant, kann ich Sie beruhigen. Bei meiner Knarre handelt es sich nicht um eine Pistole, sondern um einen Drehmomentschlüssel, der im Volksmund auch gerne so genannt wird. Dieser hilft Ihnen dann dabei, bei einem Reifenwechsel die Radschrauben so anzuziehen, dass Sie während der Fahrt nicht von Ihren eigenen Rädern überholt werden. Einfach den Drehmomentschlüssel auf (meistens) 110 N.m (Newtonmeter) einstellen und so lange ziehen, bis die Knarre knackt. Und damit Sie sicher gehen können, dass auch das Drehmoment wirkt, was angezeigt wird, erzeugt die Physikalisch-Technische Bundesanstalt (PTB) in Braunschweig Drehmomente mit höchster Genauigkeit. Und sie sorgt dafür, dass anderenorts Schlüssel kalibriert werden können, indem sie Normale (Geräte zur präzisen Messung des Drehmomentes) weitergibt. Sie sehen: Forschung für Ihre Sicherheit. In diesem Sinne: Gute Fahrt! (mse)

Wo man den Dreh raus hat!

Bei einem Drehmomentschlüssel handelt es sich um ein Schraubwerkzeug, mit dem eine definierte "Drehkraft" auf ein Verbindungselement - wie zum Beispiel eine Schraube - ausgeübt werden kann. Die Wirkung dieser Kraft wird in Newtonmeter (N.m) gemessen; es handelt sich hier um die Einheit für die vektorielle Größe Drehmoment. Dabei ist ein Newtonmeter das Drehmoment, das eine Kraft von einem Newton (N) bei einem Hebelarm von einem Meter am Drehpunkt erzeugt. Für einen Drehmomentschlüssel ist das maximal erreichbare Anzugsmoment begrenzt durch die Kraft, die der Mensch aufbringen kann sowie durch die Länge des Hebelarmes. Um sich eine Vorstellung von der Kraft machen zu können: Ein Newton entspricht etwa der Gewichtskraft von einer Tafel Schokolade. Ein Drehmomentschlüssel wird vor allem zum Verschrauben in industriellen Bereichen benutzt, aber auch in der Implantationsmedizin zum Befestigen von Zahnimplantaten oder aber künstlichen Hüftgelenken. In der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB) in Braunschweig ist die Arbeitsgruppe 1.22 dafür zuständig, die Einheit des Drehmomentes darzustellen. Und was ist nun das Drehmoment? Es ist das Produkt einer wirkenden Kraft und deren senkrechtem Abstand zum gewählten Drehpunkt. Folglich ist es eine abgeleitete Einheit - nämlich aus den Einheiten der Kraft, also dem Newton, und der Länge, dem Meter. Das Newton wiederum wird auf die Einheiten Kilogramm, Meter und Sekunde zurückgeführt. Die Aufgaben der PTB reichen dabei von Grundlagenforschung im Bereich der Metrologie über die Entwicklung von Normalmesseinrichtungen bis hin zur Durchführung von Kalibrierungen von Drehmoment-Präzisionsaufnehmern (Transfernormalen). Man ist bestrebt, genauere Messungen durchzuführen und neue Messmethoden für neue Messgeräte oder Messbereiche zu entwickeln. Zudem arbeitet die PTB in nationalen und internationalen Gremien mit, begutachtet Kalibrierlaboratorien im Auftrage des Deutschen Kalibrierdienstes (DKD) oder berät Hersteller von Geräten, bei denen eine genaue Bestimmung und Kenntnis des Drehmoments wichtig ist: Wie zum Beispiel bei dem Drehmomentschlüssel. (mse)