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Und täglich grüßt die Wissenschaft
17.10.2007

Power aus dem Teich

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Tageslicht
genügt als Energiequelle für den an der Fachhochschule Braunschweig-Wolfenbüttel entwickelten Bio-Reaktor.

Glosse

Pack den Biomüll in den Tank. Aus der Zukunft hat der durchgeknallte Doc Brown einen Antrieb für seine Zeitmaschine mitgebracht, der Müll in Energie umwandelt. Da hatte der 80er-Jahre-Kultfilm "Zurück in die Zukunft" schon den richtigen Riecher für kommende technische Errungenschaften. An der Fachhochschule Braunschweig/Wolfenbüttel arbeitet der Biologe Ulrich Zaiß daran, aus Biomasse Wasserstoff herzustellen. Das übernehmen Bakterien, die sich aus hiesigen Seen und Teichen fischen lassen. Sie spalten Wasserstoff von den Nährstoffen ab, an denen sie sich gütlich tun. Während sich die Bakterien zwischen Schlämmen und Abfällen im Schlaraffenland glauben, produzieren sie saubere Energie. Der freigesetzte Wasserstoff lässt sich speichern, in Brennstoffzellen in Strom und Wärme verwandeln oder als Treibstoff nutzen - leise und emissionsarm. In Zukunft könnte jeder einen solchen Bio-Reaktor im Garten betreiben, stellt sich Zaiß vor. Der Sonnenschein in norddeutschen Breiten genügt, um den Bakterien die nötige Energie zu liefern. Doch erstmal müssen die herkömmlichen Vergärungsanlagen, die Biomasse in Methangas umwandeln, in puncto Effektivität überholt werden. Doc Brown hat da keinen Tipp parat. Seine Energiemaschine war in Wirklichkeit nur eine für den Film umfunktionierte Designer-Kaffeemühle. (abe)



Fakten

Jedem sein eigenes Kraftwerk

Der Arbeitstag der Bakterien ist länger als der menschliche: Sie nutzen das Infrarotlicht, das bereits vor der Dämmerung vorhanden ist, als Energiequelle. Der Bio-Reaktor, den der Biologe Ulrich Zaiß an der Fachhochschule Braunschweig/Wolfenbüttel entwickelt hat, kann daher mit dem in norddeutschen Breiten üblichen Tageslicht betrieben werden. In zwei Schritten produzieren die Bakterien Wasserstoff aus Abfällen und Schlämmen: Gärbakterien zersetzen die Biomasse zu Säuren und Alkoholen. Diese werden von den Rhodospirillen mit Hilfe der Lichtenergie in Wasserstoff umgesetzt. Die Bakterien verleiben sich dabei ein, was als Nährstoff für sie verwertbar ist. Den Wasserstoff spalten sie von diesen Stoffen ab. "Wasserstoff wird der Energieträger der Zukunft sein", ist Zaiß überzeugt. Wasserstoff lässt sich speichern, in Brennstoffzellen auf umweltfreundliche Weise in Strom und Wärme umwandeln oder als Treibstoff verwenden. Das in herkömmlichen Biogas-Anlagen erzeugte Methangas ist dagegen nicht sehr effizient. Statt das Methan umständlich in Wasserstoff umzuwandeln, plädiert Ulrich Zaiß dafür, direkt Wasserstoff zu produzieren. Noch allerdings sind die Methangas-Anlagen an Effektivität überlegen. An mehreren Orten auf der Welt wird derzeit an der neuen Technologie geforscht, zum Beispiel mit Algen und Milchsäure-Bakterien experimentiert. Zaiß kann sich vorstellen, dass in Zukunft jeder seinen kleinen Bio-Reaktor im Garten betreiben kann. Der Wasserstoff, der in der Nährbrühe entsteht, lässt sich in Kombination mit Sonnenwärme gleich auch zum Heizen verwenden. (abe)



Kontaktinformationen

Name: Prof. Dr. Ulrich Zaiß
Institution: Fachhochschule Braunschweig/Wolfenbüttel, Institut für Biotechnologie und Umweltforschung
Adresse: Salzdahlumer Str.46 38302 Wolfenbüttel
WWW: http://public.rz.fh-wolfenbuettel.de/~zaiss/
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