Boy Group der Wissenschaft
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- Siebenmal für den Nobelpreis nominiert sein und ihn dennoch nicht bekommen! Dieses Schicksal ereilte die beiden Radioaktivitätspioniere Julius Elster und Hans Geitel.
Glosse
Berühmtheit ist oft von kurzer Dauer. Davon können Boy Groups mehr als ein Lied singen. Heute noch weltbekannt, nach ein, zwei Jahren schon völlig vergessen. Das große Vergessen ist jedoch nicht nur auf Karrieren in der Unterhaltungsindustrie beschränkt - auch Wissenschaftler (aber natürlich keine singenden) sind davon betroffen. Julius Elster und Hans Geitel waren um 1900 herum ein solches unzertrennbares, wissenschaftliches Duo. Sie waren Gymnasiallehrer in Wolfenbüttel, experimentierten aus Leidenschaft und forschten gemeinsam neben ihrem Lehrerberuf unter anderem auf dem damals jungen Gebiet der Radioaktivität. Ihre Experimente waren so neu und erfolgreich, dass die Welt auf Wolfenbüttel blickte und die beiden mehrmals für den Nobelpreis nominiert wurden. Dennoch kennen heutzutage nur noch eingeweihte Wissenschaftshistoriker diese beiden Pioniere der Radioaktivitätsforschung. Die Wissenschaft leidet hier unter einem eher untypischen Fall von Gedächtnisverlust.
Dem wissenschaftshistorischen Gedächtnis hilft nun ein Erinnerungsprojekt im Schloss Wolfenbüttel auf die Sprünge. Noch bis zum 18. November gibt eine Ausstellung Einblicke in das Leben und Wirken von Elster und Geitel - und erweckt so die vergessene Boy Group zu neuem Leben. Dies ist vor allem dem Ausstellungsmacher, Rudolf Fricke, zu verdanken, der zudem heute (Die, 6. Nov. 2007) um 19.30 Uhr im Rathaus Wolfenbüttel einen Vortrag über die beiden Physiker hält. Titel: "Forschen, lehren und leben in der Provinz".
(ulb)
Fakten
Erinnerungsprojekt: Elster & Geitel
Ausstellung im Schlossmuseum Wolfenbüttel, 2. September bis 18. November
"Zwei Freunde - ein Wissenschaftler" wäre die zutreffende Definition für die beiden Physiker Julius Elster und Hans Geitel aus Wolfenbüttel. Ihre herausragenden wissenschaftlichen Leistungen vollbrachten Elster und Geitel auf den Gebieten der atmosphärischen Elektrizität, der Radioaktivität und des lichtelektrischen Effekts. Ob Wilhelm Röntgen, Pierre Curie, Ernest Rutherford, Lord Kelvin oder Sir Joseph John Thomson, die berühmtesten Physiker ihrer Zeit standen mit Elster und Geitel in einem lebhaften Gedankenaustausch. Aufgrund ihrer wegweisenden Forschungsergebnisse wurden sie zwischen 1904 und 1911 sieben Mal für den Nobelpreis vorgeschlagen.
Optischer Mittelpunkt des Erinnerungsprojektes ist eine Ausstellung. Zu ihren Glanzlichtern zählen u.a. einige der von Elster und Geitel entwickelten Messgeräte. Solche Originale sind ausgesprochen rar. Sie kommen aus Florenz, Davos, Innsbruck - und Wolfenbüttel. Die hiesige Große Schule - jahrzehntelang Elster und Geitels pädagogische Wirkungsstätte - stellt uns diese bemerkenswerten Objekte zur Verfügung. Weitere Leihgaben, u.a. von Lehrmittelfirmen, ermöglichen Demonstrationsexperimente, mit denen sich die Funktion der historischen Exponate sowie Versuche von Elster und Geitel einprägsam veranschaulichen lassen. Die PTB vermittelt erhellende Einblicke in ihre Forschungsaktivitäten im Bereich der Radioaktivität. Außerdem präsentiert die Herzog August Bibliothek im Zeughaus Teile des Nachlasses der beiden Physiker.
Begleitet wird die Ausstellung von einer abwechslungsreichen, auf hohem Niveau populärwissenschaftlich geprägten Vortragsreihe.
Aktuelle Informationen zum Erinnerungsprojekt unter: http://www.elster-geitel.de.
Kontaktinformationen
Name: | Dr. Hans Christian Mempel |
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Institution: | Museum im Schloss Wolfenbüttel |
Adresse: |
Schlossplatz 13
38304 Wolfenbüttel |
Telefon: | 05331/924617 |
WWW: | http://www.elster-geitel.de |
E-Mail: |