direkt zum Inhalt zur Hauptnavigation zur Bereichsnavigation
Und täglich grüßt die Wissenschaft
15.11.2007

Der Mensch ist mehr

Diese Seite empfehlen Empfehlen
Diese Seite ausdrucken Drucken
RSS Feed RSS Feed

"Individuía"
- dieses Wort ist neu. Es wurde frisch in die Philosophie der Technischen Universität Braunschweig eingeführt und meint den Menschen jenseits aller konsumähnlichen Beziehungen.

Glosse

Dass der Mensch mehr ist als das, was er konsumiert, wissen wir spätestens seit der "Geiz ist geil"-Debatte. Denn ist er nicht auch in vieler Hinsicht überaus verschwenderisch? Großzügig in Worten, Werken und Geschmacksfragen. Von A wie Alphatier über BMW bis hin zu Zucchero kann er sein Leben durchbuchstabieren. "Jetzt sind Sie ja schon wieder beim Konsum, liebe Frau Ehlbeck", sagt Herr Taureck. Ojemine, sage ich dann (ist das ein schönes Wort? Vielleicht ein bisschen altmodisch!), da haben Sie ganz recht, Herr Taureck. Konsum soll es gerade nicht sein, denn "der Konsument ist ein verarmtes, verkrüppeltes Wesen, sagen viele", sagt Herr Taureck. Genau! Nein Scherz beiseite, ist doch so! Also nochmal buchstabieren von A wie Anakonda (Anakonda!?!) über B wie Beduinen hin zu F wie Fernweh... Nein: Von A wie Aale räuchern über B wie buttern oder Bergziegen weiden, C wie Caesar , D wie "das dachte ich mir doch" hin zu I wie Individuía...
...und T wie Taureck. Jetzt sind wir bei Ihnen, Herr Taureck. "Ja, vielen Dank. Individuía war auch schon mein Stichwort. Denn was ich vorstellen möchte, ist "Individuía" - ein Vorschlag für ein Wort, das definitiv fehlt: Ein Wort für den nicht konsumeristischen Menschen, der weder Waren anbietet noch Verzehr nachfragt." Achso. Warum? "Weil wir - besonders in der Philosophie - gelegentlich den Menschen jenseits dieser einengenden Beziehung "ich gebe und du nimmst, ich nehme und du gibst" betrachten wollen." Wann können wir mehr davon hören?, frage ich den Philosophen an der Technischen Universität Braunschweig. Und prompt sind wir (ja, Sie auch!) zu den Vorlesungen eingeladen. (ehl)



Fakten

Der Mensch und seine "Individuía"

In der Philosophie kommen gelegentlich neue Gedanken vor. Ja, sie sind sogar sehr erwünscht. Doch um manchmal so einen neuen Gedanken auch tatsächlich festhalten zu können, muss mitunter ein neues Wort her. Dann gibt es entweder kein Wort für die zu bezeichnende Sache oder Idee oder, was ja auch vorkommen kann, man hat Vorbehalte gegen die gebräuchlichen Worte. Die fallen einem natürlich gleich sofort ein, aber die meinen vielleicht nicht genau das Gleiche oder geben der Sache eine falsche Note. So geht es dem Braunschweiger Philosophen Bernhard Taureck, wenn er über den Menschen nachdenkt. Wer oder was ist der Mensch, wenn er gerade nicht konsumiert? Nicht einkauft, trinkt, isst, Zeitung liest, einen anderen liebt, von Autos und Urlauben träumt oder eine Wohnung sucht. Beziehungsweise umgekehrt: Konsum anbietet wie Kleider, Zigaretten, Waren jeder Art...oder Beziehungen und Dienstleistungen, Beratung zum Beispiel. Was ist der Mensch jenseits dieser Austausch-Kultur? Ein Individuum, sagen Sie. Das ist nicht falsch, aber das reicht Herrn Taureck nicht, denn gerade das Indviduum wird immer gesellschaftsbezogen verstanden. "Es gibt kein reines Individuum", wird oft gesagt. Es ist immer Mitglied einer Gemeinschaft, die etwas austauscht. Taureck möchte an den Menschen aber lieber als an jemanden denken, der zum Beispiel Ziele setzt, und hat ein neues Wort dafür: "Individuía". So nennt Taureck dieses Menschsein, das nicht konsumeristisch und nicht isoliert sein soll, aber doch und gerade ganz es selbst. Das Wort wurde nach griechischer Manier aus dem Wort "Individuum" und der Endung "ía" gebildet, die eine ständige Eigenschaft anzeigt. (ehl)



Kontaktinformationen

Name: Prof Dr. Bernhard H.F. Taureck
Institution: Technische Universität Braunschweig
Telefon: 0511/3885909
Fax: 0511/3882833
E-Mail:
© Stadt Braunschweig | Impressum