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Und täglich grüßt die Wissenschaft
20.11.2007

Kleine Riesen auf Erfolgskurs

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Kleine Riesen
- nennt man die Platzhirsche unter den Einzelhändlern einer Stadt. Solche lokalen Filialsysteme oder großen Einzelgeschäfte haben gute Chancen im Wettbewerb mit überregionalen Ketten, weiß Joachim Hurth von der FH Braunschweig/Wolfenbüttel.

Glosse

In der Grundschule war ich größer als die meisten Jungs. Das war mit der Pubertät vorbei. Und jetzt schrumpfe ich. Zumindest denke ich das, wenn ich meine Hosenbeine sehe. Bei jeder neuen Hose ein paar Zentimeter mehr umzukrempeln, einzunähen, abzuschneiden. Warum gibt es bloß in jeder Saison längere Hosen zu kaufen? Da hilft es auch nicht, wenn mir Joachim Hurth vom Fachbereich Wirtschaft der Fachhochschule Braunschweig/Wolfenbüttel erkärt, dass in der Geschäftswelt alles nach Wachstum strebt. Aus kleinen Fachgeschäften mit engagierten Mitarbeitern und gutem Ruf in der Stadt werden die "Mediokren". Der Umsatz steigt, die Preise sinken, neue Filialen werden eröffnet. Dabei bleibt mancher Händler auf der Strecke. Eine Menge muss investiert werden, und wer weiß, ob der neue Auftritt die Kunden überzeugt. Doch wer den Sprung in die nächste Gruppe schafft, kann sich zurücklehnen: Als "Kleiner Riese" ist er ein Platzhirsch in seiner Stadt. Sein Name, unbekannt am anderen Ende der Republik, ist vor Ort eine Marke. Solche Unternehmen sind klein genug, um sich den Bedürfnissen in der Nachbarschaft anzupassen, und groß genug, um den allgegenwärtigen Ketten die Stirn zu bieten. Wie tröstlich, dass auch manche Riesen klein sind, werde ich denken, wenn ich die nächste Hose zur Schneiderin bringe. (abe)



Fakten

Doppelkorn oder Weißwurst?

"Die Händler müssen alle regionaler denken", sagt Joachim Hurth, Professor für Betriebswirtschaftslehre an der Fachhochschule Braunschweig/Wolfenbüttel. Vorbei die Zeiten, als die Kunden mit dem überall gleichen Standard-Sortiment zufrieden waren. Heute will der Münchner seine Weißwurst, das Nordlicht seinen Doppelkorn und der Ostdeutsche seine Ostalgie-Produkte im Supermarkt finden. Da sind kleine und mittlere Unternehmen klar im Vorteil: Sie kennen die Bedürfnisse der Kunden in der Nachbarschaft und können flexibel darauf reagieren. Wobei die Bekanntschaft mit den Kunden inzwischen nicht mehr beim Geplauder über den Ladentisch gepflegt wird, sondern durch Auswertung der Kundenkarten-Daten.
Im Wettbewerb mit den überregionalen Ketten sieht Hurth jedenfalls gute Chancen für mittelständische Einzelhändler. Allerdings finden auch vor Ort Konzentration und Auslese statt. Aus dem Wettbewerb gehen die "Kleinen Riesen" als Sieger hervor. Solche lokalen Filialsysteme oder großen Einzelgeschäfte haben sich als überdurchschnittlich erfolgreich erwiesen. Wenn sie den Markt vor Ort dominieren, spricht Hurth von "Local Heroes". Er stellt fest, dass solche Unternehmen häufig vom Inhaber geführt werden. Der gibt als "wohlwollender Patriarch" autoritär die Unternehmensstrategie vor, beteiligt seine Mitarbeiter aber bei Fragen der Umsetzung. "Wenn der Chef ein gutes Vorbild gibt, läuft der Laden", sagt Hurth. (abe)



Kontaktinformationen

Name: Prof. Dr. Joachim Hurth
Institution: Fachhochschule Braunschweig/Wolfenbüttel, Fachbereich Wirtschaft
Adresse: Robert-Koch-Platz 10-14 38440 Wolfsburg
WWW: http://www.fh-wolfenbuettel.de
E-Mail:
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