Komödie am Flughafen
Daidalos
ist nicht nur eine Figur aus der griechischen Mythologie, sondern auch ein Forschungsvorhaben unter Beteiligung des Instituts für Nachrichtentechnik der TU Braunschweig.
Glosse
Es gibt ja tatsächlich Menschen, die nur des Wetters wegen in den Urlaub nach Griechenland, Frankreich oder Italien fliegen. Die Akropolis von Athen, das Schloss Versailles, der Florentiner Dom - alles egal. Hauptsache, die Temperaturen stimmen.
Wenn ein Sonnenanbeter am Flughafen auf seinen Flieger wartet, gibt's immer mal wieder die herrliche Komödie anzuschauen, wie er erwartungsvoll sein Mobiltelefon mit dem Internet verbindet, um die neueste Wetterprognose aus dem Netz zu saugen. Doch Obacht: Mit einem Smartphone im Internet zu surfen kann kompliziert sein. Es gibt einige Hindernisse zu überwinden, und bis es endlich losgeht, hat sich unser Hitzefreund schon so sehr geärgert, dass er vor Wut kocht. Sein schneeweißes Gesicht wird puterrot, als hätte er sich schon jetzt einen kräftigen Sonnenbrand abgeholt.
Surfen per GSM? UMTS? Oder via WLAN-Hotspot? Schon die Auswahl des kostengünstigsten Netzes ist eine knifflige Angelegenheit. Doch ein Ende ist in Sicht. Im Rahmen des EU-Forschungsvorhabens Daidalos wollen Wissenschaftler des Instituts für Nachrichtentechnik der TU Braunschweig zusammen mit Partnern alle unterschiedlichen Netze zusammenführen. Ein Netz aus allen Netzen: Das wäre gut für die Nerven - und für die Gesichtsfarbe.
(boy)
Fakten
Wer heute ein leistungsfähiges Mobiltelefon benutzt - neudeutsch als Smartphone bezeichnet - kann damit telefonieren und SMS schreiben, aber sie oder er kann auch in sogenannten Hotspots, zum Beispiel in Flughäfen, per WLAN im Internet surfen. Nur muss jedes Mal eine Entscheidung getroffen werden, ob man das eine oder das andere Kommunikationsnetz, also in diesem Beispiel das Handynetz oder WLAN benutzen - und bezahlen - will. Häufig sind dann auch noch aufwändige Anmeldeprozeduren mit Eingabe der Kreditkartennummer erforderlich, bevor es losgeht.
Zukünftig soll man sich keine Gedanken mehr darüber machen müssen, über welches Funknetz die Kommunikation läuft. Es soll ein Netz entstehen, das aus allen an einem Ort vorhandenen Netzen besteht.
Die Netzbetreiber bieten heute schon verschiedene Wege an, um ins Internet zu kommen oder eine breite Palette von Multimediadiensten zu nutzen. Über ein GSM- oder UMTS-Funknetz hat man praktisch überall Internet-Zugang, kann über WLAN-Hotspots in Flughäfen, Hotels und Cafés im Internet surfen oder über ein Rundfunknetz wie DVB-H in Italien und ab 2008 auch in Deutschland Multimediadienste nutzen. In Zukunft jedoch werden alle diese unterschiedlichen Funknetze zusammengeführt. Die Nutzerin oder der Nutzer wird das Gefühl haben, als habe sie oder er es nur mit einem einzigen Netzwerk zu tun. Das was beim Zusammenwachsen der verschiedenen Netze entsteht wird als "Heterogenes Netz" bezeichnet.
Ebenso werden unterschiedliche Geräte wie Handys, Smartphones und Empfangsgeräte in Autos zukünftig durch verschiedene Funknetze wie zum Beispiel WLAN, UMTS oder DVB-H bedient. Der Nutzer wird einen bestimmten Dienst mit allen Geräten empfangen können, ohne sich darüber zu ärgern, dass UMTS beispielsweise nur in Städten und WLAN nur in Hotspots angeboten wird. Das "Heterogene Netz" selbst wird das für die Nutzerin oder den Nutzer im Moment am besten geeignete Netz auswählen und stets eine optimale oder auf Wunsch auch kostengünstigste Verbindung schaffen.
Im Rahmen des EU-Forschungsvorhabens DAIDALOS erforschen Wissenschaftler des Instituts für Nachrichtentechnik der TU Braunschweig zusammen mit zahlreichen Unternehmen und Forschungsinstituten aus vielen Ländern Europas Möglichkeiten, das Netz aus allen Netzen zu gestalten. (boy)
Kontaktinformationen
Name: | Prof. Dr.-Ing. Ulrich H. Reimers |
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Institution: | Technische Universität Braunschweig, Institut für Nachrichtentechnik |
Adresse: |
Schleinitzstraße 22 38106 Braunschweig |
Telefon: | 0531/391-2480 |
Fax: | 0531/391-5192 |
WWW: | http://www.ifn.ing.tu-bs.de |