Bei dir piept's wohl
Diebe -
haben es immer schwerer. Die Warensicherungen in den Kaufhäusern nehmen zu - und damit auch die elektromagnetischen Felder. Nie zu lange zwischen den Detektoren stehen bleiben, rät das BfS.
Glosse
Neulich hat's bei mir gepiept. Nicht im Oberstübchen, was auch mal vorkommt, sondern völlig überraschend im Kaufhaus. Ich griff an der Kasse nach dem bezahlten Schal, steuerte auf den Ausgang zu und - "Piiiep" - löste an der Warensicherung einen Großalarm aus. Nur ein Schwerverbrecher hätte mehr Wirbel erzeugen können. "Machen Sie mal Ihre Tasche auf", pfiff mich der Kassierer streng zurück. Kleinlaut packte ich aus: ein Paket Taschentücher, einen Lippenpflegestift, ein verstaubtes Halsbonbon, mein Handy und das Corpus Delicti, das eigentlich keins war - den Schal. Verwirrung. "Na ja, dann wird's wohl das Handy gewesen sein", brummelte der Kassierer unwirsch und schickte mich hinaus. Seither - ich schwör's - bekomme ich beim Shoppen jedes Mal Schweißausbrüche.
Ob die Warensicherung in den Kaufhäusern mehr als nur Schweißausbrüche auslöst, hat übrigens auch schon das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) in Salzgitter untersucht. "Zur Detektion der Etiketten werden entweder niederfrequente Magnetfelder oder hochfrequente elektromagnetische Felder verwendet", klärt Florian Emrich vom BfS auf. Eine gesundheitliche Gefährdung für die allgemeine Bevölkerung bestehe nicht, da man sich in der Regel nur sehr kurz im Wirkungsfeld aufhalte, beruhigt der Experte, allerdings sollten sich Träger von Herzschrittmachern oder metallischer Implantate nie länger als nötig im Feldbereich aufhalten. Gut zu wissen für den anstehenden Weihnachtseinkauf, oder nicht?
(leu)
Fakten
Der moderne Kaufhausdetektiv
Im Prinzip sind Warensicherungsanlagen der gute alte Kaufhausdetektiv - bloß moderner: Meist wird hierfür an Hosen oder Pullovern ein hartes Etikett befestigt. Wird dieses Etikett nicht entfernt oder deaktiviert, bevor die Detektoranlage durchschritten wird, löst sich der Alarm aus.
Derzeit sind ganz verschiedene Anlagen im Einsatz. Mal arbeiten sie mit niederfrequenten Magnetfeldern, mal mit hochfrequenten elektromagnetischen Feldern, im Prinzip funktionieren sie aber alle nach dem gleichen Prinzip: Meist im Kassenbereich oder am Ausgang des Geschäftes befindet sich der Überwachungsbereich in Form eines magnetischen oder elektromagnetischen Feldes. Dieses entsteht dadurch, dass ein Sender nieder- oder hochfrequente Signale an einen Empfänger schickt. Wird ein aktives Sicherungsetikett durch den Überwachungsbereich bewegt, wird das Feld zwischen Sender und Empfänger gestört und ein Alarm erzeugt.
"Expositionsmessungen ergaben, dass bei Anlagen, die mit niederfrequenten Feldern arbeiten, zwischen Sender und Empfänger Pulsspitzen mit einer magnetischen Flussdichte von über 100 µT auftreten können. Die von der ICNIRP empfohlenen Referenzgrenzwerte für die allgemeine Bevölkerung wurden in vielen Fällen überschritten", gibt Florian Emrich vom Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) zu Bedenken. Auch bei Anlagen, die im Frequenzbereich zwischen 8,8 und 10,2 MHz arbeiteten, seien Überschreitungen der empfohlenen Referenzgrenzwerte festgestellt worden.
Eine gesundheitliche Gefährdung für die allgemeine Bevölkerung bestehe dennoch nicht, da die Expositionsdauer in der Regel sehr kurz sei. Außerdem seien die Referenzwerte so festgesetzt, dass eine Überschreitung nicht in jedem Fall eine Überschreitung der Basisgrenzwerte für die Körperstromdichte bzw. für die Energieaufnahme zur Folge hat. "Für die Träger aktiver oder passiver Körperhilfen (wie z.B. Herzschrittmacher, Infusionspumpen oder metallische Implantate) sind dagegen besondere Vorsichtsmaßnahmen notwendig", sagt Emrich. Sie sollten sich in jedem Fall beim behandelnden Arzt darüber informieren, ob bei ihrem Gerät eine Beeinflussung durch Warensicherungsanlagen möglich ist.
Emrich: "Vorsichtshalber sollten sich diese Personen nie länger als unbedingt nötig im Feldbereich aufhalten, d.h. die Anlagen so zügig wie möglich durchschreiten und sich im Fall von Warteschlangen im Kassenbereich nicht zwischen den Detektoren aufhalten."
Nach Ansicht des BfS ist zu erwarten, dass die Zahl derartiger Anlagen weiter zunimmt und die Anwendungsmöglichkeiten durch eine Weiterentwicklung der Technik (als Radio Frequency Identification, RFID bezeichnet) noch ausgeweitet werden. "Die Hersteller entsprechender Anlagen sollten mehr Informationen über die technischen Eigenschaften der Anlagen zur Verfügung stellen, um eine Beurteilung möglicher gesundheitlicher Auswirkungen zu ermöglichen", fordert Emrich. Außerdem sollte die Belastung des Personals, das nicht nur durch die Detektoren, sondern auch durch die Geräte zur Aktivierung und Deaktivierung der Etiketten exponiert wird, beachtet werden. (leu)
Kontaktinformationen
Name: | Florian Emrich |
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Institution: | Bundesamt für Strahlenschutz |
Adresse: |
Willy-Brandt-Straße 5
38226 Salzgitter |
Telefon: | 01888/333-0 |
WWW: | http://www.bfs.de |
E-Mail: |