Ist Glück erreichbar?
Kraus gedacht und kurz geschlossen -
manchmal irrt sich auch ein Wissenschaftler. Dass ein Wissenschaftler denken und fühlen muss, wie ein Mensch eben nur denken und fühlen kann, diese Erkenntnis erhellt in der philosophischen Fakultät der TU Braunschweig etliche Dekaden Wissenschaftsgeschichte.
Glosse
Die Frage nach der Erreichbarkeit von Glück ist eine der Fragen, die uns wohl für immer erhalten bleiben, selbst wenn die Wissenschaft ihre Antworten sämtlichst zusammen haben wird. Am Ende aller Erklärungen lugt der kleine Prinz von Saint-Exupéry vielleicht um die Ecke und fragt: "Und was ist mit dem Glück?" Während der Wissenschaftler dann beschämt zu Boden schaut, bedauernd den Kopf schüttelt und "nix gefunden!" flüstert, lachen der Zauberer von Oz, Pippi Langstrumpf und die sieben Zwerge sich eins ins Fäustchen. Und was macht unser zerknirschter Wissenschaftler dann? Na, zaghaft zurücklächeln natürlich, denn schließlich hat auch ein Wissenschaftler ein Herz und kocht seine Wassersuppe auch nur mit dünner Flüssigkeit.
Anhand von Irrtümern und zu eng gedachten Schlussfolgerungen in der Geschichte der Wissenschaft weisen Thomas Sukopp, Philosoph an der Technischen Universität Braunschweig, und Ulrich Frey (inzwischen in Stuttgart) nach, dass den Wissenschaftler in seinem Denken doch gelegentlich das pure Menschsein einholt. Mal überlegt er, wie lange wohl die Schöpfung von Mensch und Erde gedauert haben mag (aber das ist schon länger her!), mal will er eine Achatschneckenplage in Asien mit einer achatschneckenfressenden weiteren Schneckenart bekämpfen, die leider auch alle anderen Schnecken ausrottet, so dass am Ende (genau!) eine Plage achatschneckenfressender Schnecken grassiert.
Der Beispiele gibt es viele: Der Wissenschaftler bleibt ein Mensch ... und manchmal sucht er sein Glück wie Sie und ich.
(ehl)
Fakten
Kognitive Grenzen
"Wissen und Fühlen sind zweierlei Dinge, und was wirklich zählt, ist das Gefühl", schreibt Francois Lelord in seinem Bestseller "Hectors Reise oder die Suche nach dem Glück". Das Erstaunliche ist, dass diese Regel auch für Wissenschaftler gilt, die doch eigentlich die Ratio über alles setzen sollten. Oder für Ärzte. Ein Beispiel, das Thomas Sukopp, Philosoph an der Technischen Universität in Braunschweig, und Ulrich Frey (inzwischen in Stuttgart) für ihre Überlegungen anführen, berichtet von einem Medikament, das dem einen Arzt mit der Angabe, 93% der Patienten überlebten die Einnahme, dem anderen mit der Angabe,7% verstürben, vorgestellt wird. Der zweite Arzt, die tödlichen Folgen vor Augen, verordnet die entsprechende Medizin weit weniger als der erste, dem bewusst gemacht wurde, wie erfolgreich die Arznei hilft.
Anhand von erwiesenen Irrtümern und nachweislich zu eng gefassten Schlussfolgerungen in der Wissenschaftsgeschichte weisen Sukopp und Frey nach, dass eine Analyse der kognitiven Bedingungen des wissenschaftlichen Denkens typische Fehlkonstruktionen vermeiden helfe. Doch, seien Sie mal ehrlich, Herr Sukopp: Wie viel Chancen geben Sie dem Vorschlag, der Wissenschaftler sollte seine eigene typisch menschliche geistige (sagen wir nicht Beschränktheit, denn das trifft es nicht, sagen wir Begrenztheit!) Begrenztheit als mathematischen Faktor in seine Erkenntnisse einbauen? (ehl)
Kontaktinformationen
Name: | Dr. phil. Thomas Sukopp M.A. |
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Institution: | Technische Universität Braunschweig, Seminar für Philosophie |
Adresse: |
Bienroder Weg 80, Raum 19 38106 Braunschweig |
Telefon: | 0531/391-8623 |
Fax: | 0531/391-8619 |
WWW: | http://www.thomas-sukopp.de |
E-Mail: |