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Und täglich grüßt die Wissenschaft
13.12.2007

Diesseits von Afrika

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Rose der Symbiose
ist eine zivilisationskritische Videoinstallation, die es u. a. wagt, hinterlistigen Staubsaugern die Giftzähne zu ziehen. (HAUM Braunschweig: Schlangen und Drachen. Kunst und Natur)

Glosse

Vergessen Sie Dschungel, endlose Wüsten oder gefräßige Ungetüme. Die wahren Abenteuer lauern woanders. Setzen Sie, sofern vorhanden, Ihren Tropenhelm auf, reinigen Sie die alte Silberbüchse aus Kindertagen und schlagen Sie Ihr Basislager im Wohnzimmer auf. Wer noch echte Gefahr sucht, den ehrlichen Kampf, weicht ihnen nicht aus: den Untiefen des Alltags.

Flügelschlagende Bücher, Küchenmobiliar in Wrestling-Laune, die reißenden Strudel des Altpapiers oder der Bodenstaubsauger, der sich vorne plötzlich als hässliche Giftfratze der Kobra entpuppt, während er hinten listig die Blindschleiche an der Steckdose mimt.

Dergestalt auf Livingstones Spuren, quasi zwischen Flur und Bad, wandelt der Videokünstler Thorsten Tenberken, dessen ironische Installation "Rose der Symbiose" zurzeit im Herzog Anton Ulrich-Museum Braunschweig zu sehen ist. Anlässlich der aktuellen Ausstellung "Schlangen und Drachen. Kunst und Natur", die gemeinsam mit dem Naturhistorischen Museum Braunschweig veranstaltet wird, holte Sven Nommensen, Leiter der Kommunikation und Museumspädagogik, dieses zeitgenössische Projekt ins HAUM.

Passend zur Thematik der Schau durchleuchtet der Künstler das kritische, symbiotische Verhältnis des Menschen zur Natur, zur unerklärlichen Magie, die oftmals in den kleinsten Dingen des Alltäglichen haust. Afrika ist schließlich überall. (rei)



Fakten

Im Herzen des Zwielichts

Ein wenig ungewöhnlich ist es schon, wenn ein Haus wie das Herzog Anton Ulrich-Museum
Braunschweig (HAUM), das durch seine historischen Sammlungen von der Antike bis zum 19. Jahrhundert einen weltweit hervorragenden Ruf genießt, in einer aktuellen Ausstellung mit einer Videoinstallation glänzt. Anlass ist die thematische, zweigeteilte Schau "Schlangen und Drachen. Kunst und Natur", die in Kooperation mit dem Staatlichen Naturhistorischen Museum Braunschweig gezeigt wird (bis 27. Januar 2008). "Rose der Symbiose" heißt die Installation, die Sven Nommensen, Leiter der Kommunikation und Museumspädagogik des HAUM, für die Ausstellung gewinnen konnte. "Sie ist Teil eines umfangreichen Film- und Fotozyklus' mit dem Titel ,Dr. Livingsten' und nimmt Bezug auf den schottischen Missionar und Afrikaforscher David Livingstone", erläutert der Kunsthistoriker, "die parodistische Vorgehensweise des Künstlers wird bereits in der veränderten Schreibweise augenfällig." Der Künstler ist der 1966 in Duisburg geborene Thorsten Tenberken, der sich seit Ende der 90er Jahre neben Objekten, Installationen und Malerei verstärkt mit Video beschäftigt. Zahlreiche internationale Ausstellungen belegen seinen Rang. Die Tatsache, dass der britische Forscher, der auf der Suche nach den Quellen des Nils letztlich in den Sümpfen umkam, für den Zyklus und somit für "Rose der Symbiose" Pate steht, korrespondiert auf glückliche Weise mit der Ausstellungsthematik der beiden Museen. Geht es doch um Kunst und Natur. "Die Leistungen Livingstones", fährt Nommensen fort, "stehen stellvertretend für die wissenschaftlichen Anstrengungen im 19. Jahrhundert, die einen großen Beitrag zur Aufklärung des Menschen, aber auch zu seiner Hybris leisteten." Erfindungen und Entdeckungen, Industrialisierung, Kolonisierung sowie Urbanisierung bewirkten nicht nur einen Wandel in der Lebensweise, sondern hätten auch ein verändertes Verhältnis zur Natur nach sich gezogen. Die Installation, die nun im Museum zu sehen ist, spielt mit den Widersprüchen und Konflikten, die sich aus diesen Manifestationen ergeben. Sieben Bildschirme und eine Projektion sind in einem Raum so angeordnet, dass sie schon vom Eingang her überblickbar sind. Dargestellt sind verschiedene Szenen, wie man sie auf Forschungsreisen in seine unmittelbare häusliche Umgebung erleben kann, Dinge und Gebrauchsgegenstände des Alltags werden zu naturhaften Symbolen und unerklärlichen Phänomenen umgedeutet. Einige Szenen lassen geradewegs an die berühmte Tücke des Objekts denken. Dass die kleinen "Dramen", zwischen 1.20 und 3 Minuten lang, als Endlosschleife laufen, mag man wiederum als Metapher für die unaufhörlich sich selbst reproduzierende Natur begreifen. Eine andere Klammer liefert der Titel "Rose der Symbiose". Hier die Rose, die einen mit ihrem dornigen Gestrüpp und ihrer sprichwörtlichen Schönheit gleichermaßen bannt, dort die Symbiose als unauflösliche Beziehung des Menschen zur Natur. "Aus der Symbiose", schreibt Sven Nommensen, "gibt es kein Entkommen." (rei)



Kontaktinformationen

Name: Dr. Sven Nommensen
Institution: Herzog Anton Ulrich-Museum
Adresse: Museumstraße 1
38100 Braunschweig
Telefon: 0531/1225-0
WWW: http://www.museum-braunschweig.de
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