Aufgeschäumt, bitte!
Zum Thema Milchfett:
Sollen unsere Milchkühe in Zukunft mit milchfettsenkenden Futterzugaben ernährt werden? Vieles scheint dafür zu sprechen, manches dagegen... an der FAL wird die Wirkung getestet.
Glosse
Heutzutage lieben ja alle Menschen Milchschaum - selbst die Kinder bestehen auf geschäumter Milch zum Kakao. Nachdem die Kühe schon länger lila sind, heißt es nun wohl bald geschichtsklitternd von der sagenhaften Kaiserin Cleopatra, sie habe statt in Eselinnenmilch in locker aufgeschlagenem Eselinnenmilchschaum gebadet. Schaumgekrönt hätte sich die legendäre Ägypterin in duftenden winzigen Milchbläschen geaalt, die etliche Dienerinnen mit kleinen Edelstahl-Schneebesenchen unentwegt rhythmisch quirlten. Ganz neue Prominenz erführe auch Aphrodite, die Schaumgeborene!
Von moderner Landwirtschaft erwarte ich mir nun die direkte Produktion von Milchschaum. Ob die Kuh dabei geschüttelt oder gerührt werden sollte, ist mir herzlich egal, nur der Schaum sollte schön locker, leicht cremig und nach Möglichkeit mit Kakaopulverherzchen verziert sein. Aber Pustekuchen, fürchte ich! Denn woran forscht zum Beispiel Julia Pappritz in der Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft in Braunschweig? An dem Einfluss konjugierter Linolsäuren auf das Milchfett! Zweifellos äußerst wichtig, nur was ist mit dem Milchschaum? Aber man soll die Hoffnung nicht aufgeben. Erst mal abwarten, was bei den Linolsäuren herauskommt.
(ehl)
Fakten
Veränderte Milchfettwerte
Das gilt als erwiesen: Die Milchfettwerte von Kuhmilch sinken. In einem Versuch mit Milchkühen untersucht Julia Pappritz an der Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft (FAL) in Braunschweig, welchen Einfluss eine Zugabe von konjugierten Linolsäuren auf das Tier, seine Gesundheit und die Qualität der produzierten Milch hat. Die milchfettsenkende Wirkung der sogenannten CLA, wie die konjugierten Linolsäuren kurz bezeichnet werden, konnte schon in verschiedenen Studien gezeigt werden. Doch welche Auswirkungen hat eine dauerhafte Beimischung auf das Tier? Vor allem das Immunsystem des Organismus, aber auch die Fettverteilung im Körper sind hier zu beachten. In Versuchen mit Mäusen kam es zu einer starken Umverteilung des Körperfettes. Die Tiere erlitten eine Leberverfettung.
Auch für den Menschen, für den Kuhmilch ein wichtiges Nahrungsmittel darstellt, ist die Frage nach den Milchfettwerten spannend. Ein Liter Vollmilch enthält im Mittel 32 g Eiweiß, 40 g Fett, 48 g Milchzucker (Laktose) sowie verschiedene lebensnotwendige Mineralstoffe (vor allem Calcium und Phosphor), aber auch Spurenelemente, wie Zink, Jod und Selen und Vitamine (z.B. Vitamin A, E, verschiedene B-Vitamine) und deckt damit den Tagesbedarf eines erwachsenen Menschen an Eiweiß nahezu vollständig. Einigen konjugierten Linolsäuren, die die Milchfettwerte verändern, werden zahlreiche positive Effekte wie eine krebshemmende Wirkung, eine Senkung des Arterioskleroserisikos sowie eine verringerte Tendenz, Fett anzusetzen, zugeschrieben. Auch vor Thrombose und Diabetes sollen sie schützen. Anderen CLA werden dagegen verschiedene negative Effekte nachgesagt. Die genaue Untersuchung gilt als dringend erforderlich, da vor allem die negativen Folgeerscheinungen der untersuchten Fettsäuren unters Licht genommen werden müssen. Die ständige Zugabe konjugierter Linolsäuren könnte einen starken Eingriff in den Fettstoffwechsel bedeuten. Darüberhinaus stehen die genannten Substanzen in dem Verdacht, Entzündungen zu fördern. (ehl)
Kontaktinformationen
Name: | Ern.wiss. Julia Pappritz |
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Institution: | Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft, Institut für Tierernährung |
Adresse: |
Bundesallee 50 38118 Braunschweig |
Telefon: | 0531/596-3122 |
WWW: | http://www.fal.de |
E-Mail: |