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Und täglich grüßt die Wissenschaft
18.12.2007

Grüße von Nischel

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Nur 37 Jahre -
wurde der Braunschweiger Wilhelm Bracke. Als Propagandist auf dem Kontinent gehörte er dennoch zu den wichtigsten Mitstreitern von Karl Marx.

Glosse

Kennen Sie "Nischel"? Nein? "Nischel" ist sieben Meter hoch, 40 Tonnen schwer und hat ein ziemlich grimmiges Gesicht. "Nischel" nennen die Chemnitzer die berühmte Büste von Karl Marx an der Brückenstraße. Wer heute an dem wuchtigen Granitkopf vorbeischlendert kann sich kaum vorstellen, dass Marx zu Lebzeiten nicht einmal in einen Kieselstein gehauen worden wäre. Der bärtige Trierer war damals weitgehend ein "No Name", der von London aus mit mäßigem Erfolg für den Kommunismus kämpfte. Dass er überhaupt auf dem Kontinent bekannt wurde, ist unter anderem dem Braunschweiger Wilhelm Bracke zu verdanken.
"Marx legte viel Wert auf die Meinung Brackes", skizziert Gerd Biegel, Direktor des Braunschweigischen Landesmuseums, die enge Freundschaft und den regen Briefwechsel der beiden Männer. Mit seinem "Volks-Kalender" machte Bracke, damals Verleger in Braunschweig, Marx bei der Landbevölkerung populär. "Nicht durch einen platten Personenkult, wie es bei dem Sozialisten Ferdinand Lassalle der Fall war, sondern durch die Darstellung seiner wissenschaftlichen Leistungen", stellt Biegel klar. Das Kapitel über Marx wird Friedrich Engels später sogar als die "erste und allein authentische Biographie" bezeichnen. Ein Projekt des Braunschweigischen Landesmuseum will mit dazu beitragen, dass Wilhelm Brackes wieder die Stellung im Geschichtsbewusstsein bekommt, die er vor rund 150 Jahren hatte. (leu)



Fakten

Ein Streiter für den Sozialismus

"Meine Herren, ich will Ihnen sagen, wir pfeifen auf das ganze Gesetz!". Nein, ein Blatt vor den Mund nahm der Braunschweiger Wilhelm Bracke nie. Mit seiner rüden Ablehnung der Sozialistengesetze sorgte er damals - 1878 - für einen Eklat im Berliner Reichstag.
Als Verleger war Bracke ein hartnäckiger Streiter für den Sozialismus und die Sozialdemokraten. Vor allem aber war er ein treuer Mitstreiter von Karl Marx, der Mitte des 19. Jahrhunderts auf dem Kontinent vielen Menschen eher unbekannt war. "Heute lässt sich das kaum mehr vorstellen, aber damals war Marx, der im Exil in London lebte, in Deutschland kaum populär", sagt Prof. Dr. h.c. Gerd Biegel, Direktor des Braunschweigischen Landesmuseums. Marx fehlte durch die räumliche Entfernung die Verbindung zur Basis. "Tauchte er in Schriften auf, wurde er meist diffamiert, eher aber noch totgeschwiegen", merkt Biegel weiter an.

Wilhelm Bracke sorgte in permanenten Vorträgen über Marx und dessen Werk "Das Kapital" dafür, dass der Name "Marx" immer wieder ins Gespräch kam. Die bekannteste Plattform ist der von ihm verlegte Braunschweiger "Volks-Kalender", in dem auch eine biographische Skizze von Friedrich Engels zu Karl Marx erschien. "Die Zeitschrift richtete sich vorwiegend an die Landbevölkerung, die damals keinen Kontakt zur Arbeiterbewegung und ihren Ideen hatten", erklärt Biegel. Das Blatt war so erfolgreich, dass es in den siebziger Jahren des 19. Jahrhunderts mit der sagenhaften Auflage von 40.000 bis 60.000 Exemplaren erschien.

Das Kapitel über Marx brachte den Lesern nicht nur die wichtigsten Lebensstationen von Karl Marx nahe. Sie stellten auch auf seriöse Weise seine wissenschaftlichen Leistungen dar. "Der Beitrag von Engels gilt heute als erste Marx-Biographie", ordnet Biegel ein.

Derzeit arbeitet das Braunschweigische Landesmuseum in einem Arbeitsprojekt den regen Briefwechsel zwischen Bracke, Marx und Engels auf, um die bedeutende Rolle des Braunschweigers für die Propagierung der Marxschen Theorie in Deutschland zu unterstreichen. "Berühmt geworden ist der Brief von Karl Marx, in dem er den Verleger bittet, die kritischen Randbemerkungen zum Gothaer Programm noch einmal durchzulesen. Er zeigt, wie stark sich Marx auf die Meinung Brackes stützte", merkt Biegel an. (leu)



Kontaktinformationen

Name: Prof. Dr. h.c. Gerd Biegel
Institution: Braunschweigisches Landesmuseum
Adresse: Burgplatz 1
38100 Braunschweig
Telefon: 0531/1215-0
WWW: http://www.landesmuseum-bs.de
E-Mail:
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