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Und täglich grüßt die Wissenschaft
19.12.2007

Höllendunst?

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Treibhauseffekt -
Schuld am Treibhauseffekt sollen die weltweit zahlreichen Rinder sein, die beim Wiederkäuen das Treibhausgas Methan produzieren. In der FAL in Braunschweig hält man das für Hysterie.

Glosse

Die Kuh steht auf der Weide. Sie macht muh! "So weit, so gut", sagen Sie, "...und?" Ach, Sie ahnen ja gar nicht, wie dicke es gleich kommt!
Da, sehen Sie, wie sich bereits ihre Bauchflanken nach außen dehnen! Denn gerade hat just diese Kuh drei Stunden auf der Weide gelegen und mit Schmackes wiedergekäut. Wie sich jetzt diese ganze Kuhhaut, dieses locker gefaltete Streichelfell derart raumgreifend bläht, dass... ja dass... man nur noch das Schlimmste fürchten kann. Wir suchen Deckung im nahe gelegenen Schuppen und sehen mit schreckgeweiteten Augen, wie sich der Himmel verdunkelt. Ich lasse jetzt mal bewusst offen, wodurch genau - man darf ja wohl mal etwas etepetete sein... Aber tatsächlich: Er verdunkelt sich und das ist die Klimakatastrophe. Denn schuld an dieser soll plötzlich vor allem die Kuh sein! So harmlos sie wirkt! Aber in ihrem Pansen gärt und brodelt Methan wie Höllendunst. Und Methan, auch wenn es von Wiederkäuern stammt, gilt als Treibhausgas, das die Leitfähigkeit der Atmosphäre und somit die Möglichkeit zur Wärmeabstrahlung verringert.
Laut "Bild" sind die weltweit zahlreichen Wiederkäuer für einen 20prozentigen Anteil des Methans am Treibhauseffekt verantwortlich. Gerhard Flachowsky von der Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft in Braunschweig hält diese Angaben für Hysterie und setzt einen Wert von zwei Prozent für Deutschland dagegen, den das Umweltbundesamt 2006 ermittelt hat. "Kühe sind für den Menschen wertvolle Nutztiere. Sie sind es ganz sicher nicht, die diesen Planeten bedrohen", sagt er und erläutert, wie sich die Methanausscheidung von Kühen eventuell verringern liesse. (ehl)



Fakten

Das "Rülpsen und Pupsen der Rinder" und die Klimakatastrophe

"Die Klimakatastrophe hat die Kuh erreicht", sagt Gerhard Flachowsky von der Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft (FAL) in Braunschweig. Als pure Hysterie bezeichnet er, was vor einiger Zeit in der Boulevardpresse publiziert wurde. Danach seien Milchkühe und andere Wiederkäuer weltweit mit einem Anteil von 20 Prozent für das Treibhausgas Methan verantwortlich und somit der Umweltwirkung von 18000 Autokilometern vergleichbar. Tatsächlich entsteht Methan durch mikrobielle Prozesse im Pansen von Wiederkäuern . Schließlich könnten nur durch diesen Vorgang, der sich in Millionen Jahre andauernder Evolution entwickelt hat, für den Menschen unverdauliche Pflanzenfasern in hochwertige Nahrungsmittel wie Milch und Fleisch verwandelt werden, erklärt der Experte für Tierernährung. Methan, auch wenn es von Wiederkäuern stammt, gilt als Treibhausgas, das die Leitfähigkeit der Atmosphäre und somit die Möglichkeit zur Wärmeabstrahlung verringert.
Bei der Lektüre der Zahlen allerdings traute Flachowsky seinen Augen nicht: "20 Prozent Anteil am Methanausstoß durch Wiederkäuer! Mir sind nur die vom Umweltbundesamt im Jahr 2006 ermittelten zwei Prozent für Deutschland vertraut." erklärt Flachowsky. Dabei gäbe es Möglichkeiten, die Methanbildung bei Milchkühen zu verringern, erzählt der Forscher. Eine davon ist, die Leistung der Kühe zu erhöhen. Dann sinkt der Methanausstoss bezogen auf das Produkt Milch. Eine weitere besteht darin, den Kühen stärkehaltigeres Futter zu geben. Doch dabei sei zu berücksichtigen, dass für den Anbau von Getreide zum Beispiel ein höherer Verbrauch an fossilen Energieträgern anzurechnen ist als er bei der Produktion des zur Zeit üblichen Futters nötig wird. "Monokausale Betrachtungen" vernachlässigen stets die vielfältigen Wechselwirkungen, resümiert Flachowsky und sieht die Aufgabe seines Teams vor allem in der Analyse dieser Zusammenhänge. Landwirtschaft verändere sich durch die moderne Wissenschaft. Hysterie sei dabei aber überflüssig. (ehl)



Kontaktinformationen

Name: Prof. Dr. Gerhard Flackowsky
Institution: Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft, Institut für Tierernährung
Adresse: Bundesallee 50
38116 Braunschweig
WWW: http://www.fal.de
E-Mail:
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