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Und täglich grüßt die Wissenschaft
28.12.2007

Waschmittel statt Trüffelschwein

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Blaues Leuchten
- ein kräftiges blaues Leuchten macht kleinste Pilze im menschlichen Gewebe durch Fluoreszenzmikroskopie im Städtischen Klinikum Braunschweig deutlich.

Glosse

Wenn der Otto-Normalverbraucher sich mit Pilzen beschäftigt, hat es in der Regel eher einen kulinarischen Hintergrund. Da denken wir an Gaumenfreuden wie Pilzragout, Rahmschnitzel mit Pfifferling-Sahnesoße oder Gerichte mit Edelpilzen wie Trüffeln. Wussten Sie, dass man bei der Suche nach Trüffeln schamlos die Leidenschaft der "Trüffelsau" ausnutzt, die in voller Erwartung, einem Eber zu begegnen, in der Erde buddelt? Die Sexualduftstoffe des Ebers unterscheiden sich nämlich nur unwesentlich vom Trüffelduft.
Manchmal begeben sich aber auch Mediziner auf Pilzsuche. Die von ihnen betrachteten Pilze eignen sich nun überhaupt nicht für ihr Lieblingsgericht, sondern verursachen meist unangenehme Nebenwirkungen und machen den Menschen krank. Sonst harmlose Pilze können bei geschwächter Immunabwehr in Form von Mykosen besonders Lunge und Darm befallen. Da ist der "Arzt ihres Vertrauens" gefragt, um richtige Schlüsse zu ziehen. Waschmittel spielen im Weiteren eine große Rolle. - Aber was haben diese denn bloß mit Pilzen zu tun? - Ärzte des Städtischen Klinikums Braunschweig sind ebenfalls auf Pilzsuche gegangen und wenden eine simple Methode an, um schnell und kostengünstig krankmachende Pilze im menschlichen Körper aufzuspüren. Dazu nehmen sie "Weißmacher", die Wäsche laut Werbeslogan "weißer als weiß" machen, zur Hilfe. Diese so genannten Aufheller sind Farbstoffe, die sich mit Bestandteilen der besonders kleinen Pilze verbinden. Diese Verbindung kann der Arzt im Mikroskop in Form eines kräftigen blauen Leuchtens erkennen und den Patient mit Pilzerkrankung schnell und gezielt behandeln.
Waschmittel haben sich dadurch als "Trüffelschwein" der Mediziner und Mikrobiologen bewährt. Bei Speisepilzen wird es dennoch keine große Hilfe sein, und wir Feinschmecker vertrauen weiterhin auf die Leidenschaft der Trüffelschweine. (sbo)



Fakten

Vereinfachte Verfahren der Pilzdetektion

Die Pilzsuche im Bereich der Medizin gehört zu den Aufgaben, mit denen sich unter anderem Pathologen wie Prof. Dr. Konrad Donhuijsen vom Städtischen Klinikum Braunschweig beschäftigen. Dabei geht es um das weite Feld der Diagnostik. Eine Mykose - eine ernstzunehmende Erkrankung, bei der sich Pilze besonders in Lunge und Darm bei Menschen mit geschwächter Immunabwehr wie nach einer Organtransplantation oder nach einer Chemotherapie finden - ist schwer zu diagnostizieren. Damit die sonst harmlosen Pilze nicht lebensbedrohlich werden, ist eine frühe Diagnose und anschließende Behandlung mit entsprechenden, in der Regel sehr teuren, Medikamenten notwendig. Mediziner des Städtischen Klinikums Braunschweig haben sich dieser Problematik angenommen und wenden eine einfache, schnelle, kostengünstige und vor allem zuverlässige Methode an. Dabei greifen sie auf Kenntnisse von Prof. Dr. med. Reinhard Rüchel des Mikrobiologischen Instituts der Universitätsklinik Göttingen zurück. Bei diesem so genannten Screening bedient man sich der optischen Aufheller (als "Weißmacher" bekannt), die oft Anwendung in Waschmittel und Bleichverfahren der Papierherstellung finden. Es handelt sich hierbei um Fluoreszenzfarbstoffe bzw. wasserlösliche Diaminostilbene. Die optischen Aufheller wie "Blankophor" und "Calcufluor" machen Pilzstrukturen im Mikroskop im umgebenden Gewebe durch ein deutliches blaues Leuchten deutlich. Die Aufheller gehen dabei eine Verbindung mit der Zellwand der Pilze ein und machen damit alle gängigen Pilzarten erkennbar. Diese einfache und effektive Methode zur Pilzdetektion wird besonders von Mikrobiologen und Medizinern eingesetzt. Dadurch ist eine gezielte Behandlung nach Erkennen der vorliegenden Pilzerkrankung des Menschen möglich. (sbo)



Kontaktinformationen

Name: Prof. Dr. med. Konrad Donhuijsen
Institution: Städtisches Klinikum Braunschwieg, Institut für Pathologie
Adresse: Celler Str. 38
38114 Braunschweig
Telefon: 0531/595-3310
Fax: 0531/595-3449
WWW: http://www.klinikum-braunschweig.de
E-Mail:
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