Der Herzog und seine Bücher
Die Bibliotheca Augusta
ist die Sammlung Herzog Augusts d.J. zu Braunschweig-Lüneburg (1579-1666), die bei seinem Tode rund 135 000 Titel in 35 000 Bänden umfasste.(Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel)
Glosse
Na, haben Sie auch gute Vorsätze fürs neue Jahr gefasst? Gesünder essen, mehr Sport treiben oder einfach nur Ordnung halten? Letztere wird ja immer dann schmerzlich vermisst, wenn man die Steuererklärung wieder auf den letzten Drücker erledigt, dabei plan- und ratlos in Unterlagen und Schubladen nach Belegen kramt.
Dabei gibt es Menschen, die uns zeigen, dass man Ordnung und Übersicht in viel umfangreichere Bestände als den heimischen Papierkram bringen kann. Herzog August d.J. zu Braunschweig-Lüneburg (1579-1666) ist hier Vorbild. Seine Sammlung Bibliotheca Augusta umfasste rund 135.000 Titel in 35.000 Bänden.
"Um die Bücher zu katalogisieren, hat er sich ein geniales System einfallen lassen", erzählt Werner Arnold, stellvertretender Direktor der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel. Um hinzukommende Bücher an passender Stelle einschieben zu können, hat er den Bestand nicht neu durchnummeriert. Auch hat er keine Lücken gelassen an Stellen, wo er meinte, dass jemand zu diesem Thema noch ein Buch verfassen würde - dies war der Rat eines Bibliothekars aus Italien. Nein, Herzog August machte einen Punkt. "Er begann eine neue Zahlenreihe, die der ersten durch einen Punkt untergeordnet war", erklärt Arnold. "Ein neuer Band, der zwischen die Bände 3 und 4 der Theologica gestellt werden sollte, erhielt die Standortzahl 3.1 Theologica. Wie es scheint, hat es zur Zeit des Herzogs hierfür auf keinem Gebiet ein Vorbild gegeben."
(gef)
Fakten
Schneller Zugriff auf gesammeltes Wissen
Wie schnell kommt man heute zum Buch! Wer in der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel (HAB) Literatur recherchiert, kann auf zahlreiche elektronische Kataloge und Datenbanken zugreifen - und hat mit nur wenigen Mausklicks die Titel vor Augen. Das gilt nicht nur für die Bestände der Wolfenbütteler Bibliothek. Die HAB ermöglicht ihren Nutzern auch den Zugriff auf Spezialdatenbanken wie die Elektronische Zeitschriftenbibliothek sowie auf regionale und überregionale Verzeichnisse und Bibliographien wie den Gemeinsamen Bibliotheksverbund (GBV) oder den Karlsruher Virtuellen Katalog (KVK). Dabei muss man nicht mal vor Ort sein. Recherche und Bestellung gelingen komfortabel von zu Hause aus über die Webseite der Bibliothek www.hab.de.
Vorbei sind die Zeiten, als der Nutzer zeitraubend in den Zettelkatalogen der Bibliothek nach Titeln, Autoren oder Schlagworten blättern mussten. "Wir haben die Zettelkataloge 1995 beendet und auf elektronische Kataloge umgestellt. Die Zeitersparnis für unsere Nutzer lässt sich gar nicht beziffern", sagt Dr. Werner Arnold, stellvertretender Direktor der HAB. "Wir haben heute eine Million Medieneinheiten geordnet und jede hat eine eigene Signatur, die beständig ist."
In Zeiten, als Online-Kataloge und Datenbanken noch Zukunft waren, mussten die Bibliothekare den Überblick behalten. "Bevor in den 80er Jahren des 19. Jahrhunderts der Zettelkatalog in unserer Bibliothek aufgebaut wurde, waren die Bücher nach Sachgruppen aufgestellt und nach Autorennamen alphabetisch geordnet", erzählt Arnold. "Die Leistung des Bibliothekars bestand darin, das gewünschte Buch der richtigen Sachgruppe zuzuordnen - zum Beispiel Italienische Geschichte - und in dieser Gruppe dann nach dem Autor zu suchen."
Ludwig Konrad Bethmann, der 1854 das Amt des herzoglichen Bibliothekars antrat, konnte die Aufstellung der Bücher ohne Katalog bewerkstelligen - immerhin umfasste der Bestand damals schon mehr als hunderttausend Bände. Sein Nachfolger Otto von Heinemann, der die Bibliothek 1868 bis 1904 leitete, setzte sich nicht nur für den Neubau, für die heutige Bibliotheca Augusta, ein, sondern ließ auch einen alphabetischen Katalog erstellen sowie einen Handschriftenkatalog, der systematisch die Handschriften beschrieb. "Heinemann hatte vorher eine Bibliotheksreise gemacht, um zu schauen, wie andere Bibliotheken ihren Bestand katalogisieren." Hilfsarbeiter, meist arbeitslose Wissenschaftler, bekamen Zeitverträge, um den Katalog zu erstellen. Allerdings, so Arnold, sei in keiner Quelle überliefert, ob dieser Katalog schon für die Nutzer der Bibliothek zugänglich war - oder ausschließlich in den Händen des Bibliothekars blieb.
Auch der Philosoph Gottfried Wilhelm Leibniz, der 1691 im Nebenamte Bibliothekar in Wolfenbüttel wurde, beauftragte Schreiber, einen alphabetischen Kurztitelkatalog für die damals rund 135.000 Titel anzulegen. Die Titel wurden aufgeschrieben, die Liste sorgfältig zerschnitten, um die Titel anschließend alphabetisch ordnen zu können. Dann wurden sie in dieser Anordnung noch mal aufgeschrieben - fertig war der Katalog und somit der Zugang zur Bibliothek.
Herzog August (1579-1666) hatte selbst zur Feder gegriffen, um seinen Bücherreichtum zu katalogisieren. Der gelehrte und weitgereiste Herzog hatte von Kindesbeinen an Bücher gesammelt. Bei seinem Tode umfasste seine Sammlung rund 35.000 Bände mit 135.000 Titeln, die den Reichtum der mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Literatur widerspiegelte. "Um die Bücher zu katalogisieren, hat er sich ein geniales System einfallen lassen", erzählt Arnold. Um hinzukommende Bücher an passender Stelle einschieben zu können, hat er den Bestand nicht neu durchnummeriert. Auch hat er keine Lücken gelassen an Stellen, wo er meinte, dass jemand zu diesem Thema noch ein Buch verfassen würde. "Herzog August begann eine neue Zahlenreihe, die der ersten durch einen Punkt untergeordnet war", erklärt Arnold. "Ein neuer Band, der zwischen die Bände 3 und 4 der Theologica gestellt werden sollte, erhielt die Standortzahl 3.1 Theologica. Wie es scheint, hat es zur Zeit des Herzogs hierfür auf keinem Gebiet ein Vorbild gegeben." (gef)
Kontaktinformationen
Name: | Dr. Anne Tilkorn |
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Institution: | Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel |
Adresse: |
Lessingplatz 1
38304 Wolfenbüttel |
Telefon: | 05331/808-213 |
WWW: | http://www.hab.de |
E-Mail: |